Tag drei nach der Ausgangssperre

Kreuzung Willow/Middlefield in Menlo Park

Nach drei Tagen „shelter in place“ in der Bay Area hat sich das Leben da draußen heftig geändert. Die Kreuzung auf dem Bild oben ist am Nachmittag immer pickepackevoll. Naja. Eigentlich ist sie immer voll. Heute steht man an der roten Ampel und wartet auf niemanden. Ich sehe keine Polizei, kein Militär, niemand scheint die Ausgangssperre zu kontrollieren. Die Leute bleiben trotzdem zu Hause. In den Wohngebieten spielen Kinder auf der Straße.

Schild am Spielplatz um die Ecke

… weil die Schulen und Kindergärten dicht gemacht haben und die Kinder auch nicht mehr auf die Spielplätze dürfen. Auf den Sportplätzen hängen noch Leute ab und werfen sich Bälle zu.

Einkaufen darf man. Bei einem meiner Lieblingsläden – „Trader Joe’s“ in Menlo Park – werden die Regale leerer und leerer. Grifflücken überall. Die Angestellten geben sich Mühe, die Waren so aufzustellen, dass die Reihen weniger verwüstet aussehen. Butter war aus. Warum eigentlich?

Trader Joe’s in Menlo Park

An mehreren Orten kleben jetzt neue, wilde Plakate auf den Rückseiten von Verkehrsschildern – nicht nur in der Nachbarschaft, sondern auch an anderen Orten in Menlo Park und Palo Alto. Manche Plakate wettern gegen Handystrahlen, andere machen sich Gedanken über das Ableben von Jeffrey Epstein. Sehr seltsam. Die Plakate kleben immer nebeneinander. Während viele Menschen ihre Kommunikation jetzt ins Netz verlegen, scheinen die Trolle Papier und Kleister als Medium wiederentdeckt zu haben.

Wir überlegen, ob wir nicht bald unsere Koffer packen und nach Michigan fahren sollen, so lange wir noch können.

Man wird viele Details aus diesen Tagen bald wieder vergessen. Ich könnte z.B. jetzt eine Linzer Torte vertragen, wie meine Mutter sie zu backen versteht. Aber. Sie ist weit weg. Also backen wir die Torte selbst. Wird sie auch nur halb so gut sein wie mein persönliches Original? Natürlich nicht. Aber sie wird besser sein als nichts. Viel besser.

„Den Kuchen sollst Du suchen“

Kommentare

  1. Halt durch, lieber Jochen! Ich würde auch gern zu meinen Eltern fahren, und sie sind gar nicht so weit weg – aber es geht nicht. Hilft nur vob Tag zu Tag zu denken. Bleibt gesund! Liebe Grüße aus Köln, Ulrike

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