
Jetzt bin ich seit zwei Wochen wieder in Deutschland und noch immer nicht richtig angekommen. Wegen, na, Ihr wisst schon. Einfach weniger rausgegangen und viel weniger Leute gesehen, als ich das in der Zeit vor Corona getan hätte. Is einfach so.
Dafür mehr in der Bude gesessen und Kaffee getrunken. Irgendwann waren deshalb die Filter alle. Also neue gekauft. Ich neige grundsätzlich zur Sparsamkeit und erwerbe tendenziell No-Name-Produkte. Sie sind billiger und nur unwesentlich schlechter, falls überhaupt. Aber herrje. Im Regal gab’s in Größe 4 nur noch Markenfilter. Also hab ich diesmal halt die genommen.
Am nächsten Morgen Kaffee gemacht. Bei Nicki (roter Pfeil) erledigt das eine tüchtige Maschine. Hier in Hamburg brühe ich direkt in meine Tasse (blauer Pfeil). Alles andere lohnt sich nicht.

Und beim ersten Schluck hab ich gedacht, mich trifft der Schlag. Der Kaffee – aus derselben Packung – hat viel, viel besser geschmeckt als an den Tagen zuvor. So wichtig ist der Filter! Wer hätte das gedacht? Ich nicht (falls Ihr’s gewusst habt oder widersprechen wollt: Ich freue mich auf Reaktionen).
Jetzt könnte man zwanglos auf den Eintrag von vorgestern verweisen, den „confirmation bias“, also die Tatsache, dass wir die Welt immer so sehen, wie wir sie sehen wollen. Vorerfahrung als „Filter“ und so weiter. Schenk ich mir aber. Kann sich eh jeder selber denken.
Nicht selber denken kann man sich aber dies: Wenn ich unten an der Elbe bin, seh ich andauernd irgendwelche Kreuzfahrtschiffe. Etwa die Europa 2.

Oder dieses Aida-Teil.

Oder die Hanseatic Irgendwas.

Dicke Büffel, die mit den Hufen scharren. Wer weiß? Vielleicht sind die Betreiber bald alle pleite. Dann liegen die Pötte irgendwo am Kai und man macht Studentenwohnheime draus. Ober Unterkünfte für obdachlose Matrosen. Man kennt die Zukunft einfach nicht gut genug. Die Betreiber, so habe ich im Internet gelesen, freuen sich jedenfalls darauf, bald, sehr bald, schon wieder mit vielen Leuten an Bord übers Meer zu fahren. Alles eine Frage des Filters.
Und auch die sind irgendwie unsicher. Denn vielleicht war der Kaffee ja auch nur deshalb so aromatisch, weil meine Mutter mir eine Linzer Torte in die Post gesteckt hat.

Die jedenfalls, das weiß ich ganz sicher, hat sehr, sehr gut geschmeckt.
Ich kann Schiffe, die wie Hochhäuser aussehen, auch nicht leiden. Und mir tut jeder Ort leid, auf den sich die Menschenmassen aus Kreuzfahrtschiffen ergießen. Insofern: Feine Idee, Herbergen für obdachlose Matrosen oder Studenten daraus zu machen…!