
Es ist tüchtig kalt dieser Tage. Der See ist seit Tagen zugefroren, und die Leute machen sich ihren Spaß daraus. Kinder spielen Eishockey. Am Samstag seh‘ ich hier zum ersten Mal zwei Eissegler. Der Wind ist schwach, aber wenn sie ne günstige Brise erwischen, dann nehmen die Jungs gut Fahrt auf. Klar eigentlich: So richtig viel Reibung gibt es nicht auf dem Eis.
Direkt am Damm macht der See unterm Eis merkwürdige, basslastige Geräusche. Unheimlich. Vielleicht liegt es an der Strömung, die unterhalb der Eisschicht immer noch Richtung Wasserfall drängt.

Gestern dann einmal um den See herumgewandert. Am anderen Ufer stehen die Eissegler. Das sind keine besonderes neuen Geräte, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass das ein sehr schönes Hobby sein kann.

Gerade nachgesehen. So richtig teuer müssen die Dinger gar nicht zu sein. Im Netz verkauft jemand aus Ohio zwei Boote inklusive Segel für je 500 Dollar.

Dann entdecken wir nah am gegenüberliegenden Ufer zwei Leute auf dem Eis, die sich merkwürdig bewegen. Sie tragen keine Schlittschuhe, so viel steht schon mal fest. Durch den Feldstecher wird dann klar: Es handelt sich um Eisangler. Sie bohren sich gerade ihre Löcher. Später dann sehen wir, wie sie ein Zelt über eines der Bohrlöcher stellen. Freunde haben mir erzählt, dass Eisfischen hier in Michigan ne große Sache ist. Auch cool, irgendwie.

Am Ende macht Coco einen kleinen Ausflug über den See, Neugier und Übermut treiben sie hinaus. Sie will, dass wir Stöckchen werfen. Sie bewegt sich tapsig und schlitternd wie ein Welpe. Das Eis macht alle wieder jung. Der Winter ist eine schöne Jahreszeit. Aber kalt.

Gestern haben sie hier im Übrigen den Präsidenten der Uni gefeuert. Er hatte wohl eine Affäre mit einer Mitarbeiterin. Und sie haben sich Sachen über die Geschäftsmail geschickt. Keine gute Idee. Viele der Mails stehen jetzt einfach so in der Zeitung und alle reden darüber. Es gefällt mir nicht. Ich finde es übertrieben. Aber das ist Kultur. Ich muss in den nächsten Tagen nochmal was dazu sagen.