„Sag mal, du als Psychologin …“: Wie ein Podcast entsteht

Muriel, Barbara und ich machen ja schon ne ganze Weile den Podcast „Sag mal, du als Psychologin …“. Kürzlich haben einige Leute gefragt, wie eigentlich ein Podcast entsteht und wie wir daran arbeiten.

Also los: Seit vergangenem Donnerstag sind … (nachzähl) … 31 Folgen bei Audible erschienen (hier geht’s zur aktuellen Folge). Die einzelnen Folgen dauern nicht selten über eine Stunde und werden von vielen Menschen gehört.
Ich mag die Arbeit sehr. Barbara, Muriel und ich reden meist über viele, viele Studien und fallen einander dabei selten ins Wort. Das hat seine Gründe: Wir machen keinen sogenannten „Laberpodcast“, bei dem man frei drauf los plaudert und sich sozusagen den Winden des Schicksals anvertraut. Wir bereiten uns auf jede Folge vor, sprechen uns ab und wissen deshalb in den meisten Situationen, was als nächstes passiert. Ich gebe zu, dass ich anfangs noch skeptisch war gegenüber dieser Form, aber inzwischen hab ich meinen Frieden damit gemacht. Man kann einfach viel dichter arbeiten und in der begrenzten Zeit mehr Information unterbringen.

Das (zugegeben: nicht sehr gute) Foto oben zeigt, wie so eine Vorbereitung bei mir üblicherweise aussieht. Ich schreibe die Überthemen auf ein Whiteboard und stelle danach wirre Verbindungen her.

Ich liebe das Whiteboard! Es steht auf Rollen und ich kann es im Raum hin- und herschieben, wie ich will. Das Whiteboard zwingt mich, immer wieder aufzustehen, den Blick vom Rechner abzuwenden, in meinen Gedanken Ordnung zu schaffen und einen Überblick zu behalten. Wenn’s dann daran geht, alles in eine Reihenfolge zu bringen, rolle ich das Whiteboard an den Schreibtisch und tippe meine Gedanken nacheinander in den Rechner. Es ist die beste Arbeitsform, die ich jemals hatte.

Bis vor einigen Wochen hab ich noch anders gearbeitet. Ich habe mir für jede gelesene Studie ein paar Notizen in meinen Rechner getippt, die wichtigsten Stichworte auf Flashcards gekritzelt und die Flashcards dann auf dem Fußboden ausgelegt (siehe nächstes Bild). Das geht auch ganz gut aber manchmal muss man den Platz halt freiräumen, weil Besuch kommt oder der Hund läuft durch den Raum und dann ist die ganze schöne Ordnung im Eimer. Das fand ich mit der Zeit eher unbefriedigend.

Ich verwende übrigens immer noch solche Zettel, aber da die grobe Ordnung jetzt auf dem Whiteboard steht, fällt es mir leichter, einzelne Zettelhäuflein zu machen, die auf den Schreibtisch passen. Das gefällt mir besser, der Raum bleibt klarer strukturiert.

Manchmal verliere ich die innere Ordnung, wenn’s im Außen zu chaotisch wird. Ist einfach so. Es geht immer darum, die sehr begrenzten Denkkapazitäten auf das zu richten, was gerade anliegt und alles andere möglichst auszublenden. Das kennt vermutlich jeder, der schon mal was Längeres geschrieben hat.

Am Ende sammeln Barbara, Muriel und ich unsere Gedanken dann in einem gemeinsamen Google-Dokument, auf das wir alle zugreifen können.

Und dann geht’s irgendwann zu Timo ins Studio, wo wir die Sache aufnehmen.

Die Ideen für neue Folgen kommen übrigens zunehmend aus unserer Hörerschaft. Hörerinnen und Hörer schreiben uns eine Email an:

psychologin@audible.de

Wir sichten die Mails (wir können nicht alle direkt beantworten, wofür ich mich entschuldige) und sobald sich da ein Muster zeigt oder wir intuitiv auf etwas anspringen, entsteht daraus eben eine neue Folge. Das gefällt mir sehr gut. Das Verfahren schließt sozusagen eine kommunikative Schleife, unser Podcast wird zum Gespräch mit jenen, die uns zuhören.

Gerade sind wir übrigens mitten in der Vorbereitung zu einer Folge über Stärken und Werte. Die Psychologie dahinter besagt, dass wir alle ein Bündel an Werten haben, die uns antreiben, motivieren und unserem Denken, Fühlen und Handeln eine Richtung geben. Dass wir alle ein Bündel an Charakterstärken besitzen, denen zu folgen sich lohnt.

Wer uns Futter geben will, kann den kostenlosen Stärkentest der Uni Zürich machen, mir seine Daten schicken und dann reden wir darüber in unserer Folge.

Im Moment haben wir nur unsere eigenen Ergebnisse. Darüber können wir natürlich auch sprechen. Aber vielleicht wird die Folge interessanter, wenn wir noch ein paar Stärkenprofile drin haben, die ganz anders sind als unsere.

Jedenfalls freue ich mich auf Euer Feedback und womöglich das eine oder andere Stärkenprofil.

Bleibt geschmeidig!

1 Kommentar
  1. Irmgard Hammermeister
    Irmgard Hammermeister sagte:

    Danke für diese interessante Info. Seit Beginn der 2. Staffel klingen die „Übergänge“ eurer Beiträge derart gut abgestimmt, dass ich mich auch schon gefragt habe wie die Folgen konzipiert werden und eine Aufnahme entsteht und abläuft.
    Auch sehr gut zu merken, dass „die anfängliche Skepsis“ verschwunden ist.
    Ihr werdet von Folge zu Folge besser!!!

    Antworten

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