
Durch meine wiederholten und zunehmend ausgedehnten Aufenthalte in den Vereinigten Staaten werde ich immer mal wieder mit Redewendungen konfrontiert, die mir bislang unbekannt waren. Ich schließe dann überhastet darauf, dass viele andere Menschen aus meiner alten Heimat diese Redewendung ebenfalls nicht kennen, was mich wiederum dazu verführt, alle möglichen Leute damit zuzulabern.
Genau das hab ich auch jetzt vor. Es geht um die Redewendung: „I have to see a man about a horse.“ Sie erfüllt mich immer wieder mit der größten Freude und zwar auf mehrere Ebenen zugleich. Übersetzen würde man den Satz vermutlich mit: „Ich muss mal ums Eck.“ Oder: „… für kleine Königstiger.“ usw.
Für den historischen Ursprung von „to see a man about a horse“ habe ich zwei Erklärungen gehört. Die eine lautet: Ich will mir einen Gaul kaufen und hab jetzt ne Verabredung mit einem Anbieter. Wir reden, wir verhandeln. Vielleicht prüfe ich dabei den Gesundheitszustand des Tieres und so weiter.
Die zweite und vermutlich richtige Erklärung: Es geht um eine Wette auf der Rennbahn. Ich erwarte mir von einem bevorstehenden Treffen einen wertvollen Geheimtipp oder bin gar bereit, stehenden Fußes eine konkrete Summe auf einen bestimmten Traber, Galopper oder ein Islandpferd zu setzen, das im Tölt zum Siege eilt.
In beiden Fällen dient der Satz der Entschuldigung. Man befindet sich gerade in einer Unterhaltung und zwar in einer Art, die ein abruptes Ende des Gesprächs unangemessen erscheinen lässt. Äußere Gründe jedoch zwingen uns nun zur Eile. Wir führen genau diesen Grund ins Feld, um unseren Abschied verträglicher zu machen. Ein Pferd ist eine große Sache. Alle werden verstehen, dass wir solch einem Termin stets den Vorzug geben müssen.
Heute verwenden wir „I have to see a man about a horse“, wenn wir sehr dringend aufs Klo müssen. Das ist lustig, wie fast alle Euphemismen lustig sind. In diesem Falle erhöht es vermutlich den Reiz, dass die meisten von uns schon dabei waren, wenn Pferde urinierten und diskret auf die Wiese äpfelten. Beeindruckende Augenblicke waren das. Dieser Euphemismus, dessen Zweck ja eigentlich darin besteht, eine tabuisierte Handlung zu vernebeln, erweckt also durch die Hintertür noch extremere Fantasiebilder. So wird „I have to see a man about a horse“ zum ironischen Kommentar über den Gebrauch von Euphemismen überhaupt. Das ist ganz großer Sport, wie man ihn auf der ganzen Welt mit gutem Recht fast nur den Angelsachsen zuzutrauen pflegt.

Außerdem hab ich mir in der Bahn gestern mal wieder Nietzsche als Hörbuch reingezogen. Dabei einen schönen Satz gehört. Er ist vermutlich berühmt.
„Hütet Euch, gegen den Wind zu speien.“
Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“
Das wiederum hat mich auf die Frage gebracht, wie das eigentlich war mit Nietzsche und den Nazis. Also Wikipedia gelesen. Dazu eine Quizfrage:
Wie oft hat Hitler in seinen Reden von Nietzsche gesprochen?
a) In fast jeder Rede. Nietzsche war (mit Abstand) Hitlers Lieblingsphilosoph.
b) Es sind bislang 74 Textstellen aus privaten und öffentlichen Reden und Gesprächen dokumentiert.
c) Nie.
Die Lösung findet Ihr hier. Wir wissen von fast allem viel zu wenig.
Und? Habt Ihr richtig getippt? Oder falsch? Und wenn ja, warum? Schreibt mir einen Kommentar.