
Das Interessante an Büchern und Filmen ist ja, dass sie irgendwie „ausgehen“. Das hat uns als Kinder immer am meisten interessiert. Jemand hatte ein Buch gelesen, wir noch nicht. Wir kannten nur den Anfang oder ein paar Grundfiguren. „Und, wie geht’s aus?“ – das war die wichtigste Frage. Dasselbe im Fernsehen. Damals war’s ja so: Ein Film lief einmal – und wenn man nicht aufbleiben durfte oder den Film aus sonstigen Gründen „verpasst“ hatte, dann war es das eben für die nächsten Jahre. Vielleicht sogar für immer. „Wie ist es ausgegangen?“ Es war immer dieselbe Frage.
Ich persönlich wollte immer, dass es „gut ausgeht“.
Denn wir wissen ja alle, wie unser Leben endet: Man stirbt und ist dann tot. Man weiß es vorher. Wie also kann ein Leben „gut ausgehen“? „In den Himmel kommen“ schien mir als Chance zwar plausibel, aber auch relativ abstrakt. Die Panik vor der eigenen Sterblichkeit hat im Kindergarten angefangen und dann sehr lange angehalten. Jeder Film und jedes Buch, das zu Ende ging, fühlte sich an wie ein Probelauf dafür. Es war immer ein großer Verlust. Dass die Erzählung für die Heldinnen und Helden gut ausgegangen war, tröstete immerhin ein wenig. Die offenen Enden oder gar die „auf der letzten Seite sind dann endlich alle tot“–Variante hab ich stets als düstere Zumutung empfunden. Warum den Schmerz mit Absicht verdoppeln?
Dieser Tage in Michigan reden jedenfalls alle vom Wetter. Bis kürzlich war’s noch: kalt und trocken. Der Fluss komplett zugefroren, mehr als zehn Zentimeter dick die Eisschicht, wir haben einen jungen Mann gesehen, der mit dem Fahrrad über den See gefahren kam.

Heute zum Frühstück fielen dann die ersten Flocken.

Der Wetterdienst sagt, dass wir bis zum nächsten Frühstück bis zu 40 Zentimeter Neuschnee kriegen könnten. Das ist sehr viel Schnee für meine Verhältnisse. Hab vorhin die Zufahrt geschippt und „Weg gemacht“, wie man in meiner alten Heimat sagt. Der letzte Schnee war trocken, leicht und pulverig. Dieser Schnee ist eine schwere Pampe. Ich fürchte, er wird für manchen Baum eine zu große Last. Die Bäume knicken dann, sie fallen in Leitungen – und wir haben keinen Strom. So könnte es kommen, aber man weiß es halt nicht genau.
Ich hoffe, die Sache geht gut aus. Mit Stromausfall oder ohne. Jetzt erstmal: Holz ins Haus bringen. Kerzen bereitlegen, den kleinen Gaskocher aus dem Keller holen für alle Fälle. Hund und Katze haben es sich schonmal gemütlich gemacht.
