
Heute mal wieder die NBC-Abendnachrichten geguckt. Und zwar aufmerksamer als sonst, weil mir mein Kumpel Dirk dieser Tage ein paar Gedanken über die Rolle der alten Medien in der Pandemie geschickt hat. Außerdem hab ich ja während der ersten Corona-Welle schon mal nen Blogbeitrag über die NBC-Nachrichten geschrieben. Damals ging’s tüchtig auf den Wahlkampf zu, es war entsprechend eine sehr politische Nachrichtensendung mit sehr viel harter Recherchepower dahinter. Wie sieht das alles heute aus? Nun. Es sieht viel, viel weniger politisch aus. Washington hat praktisch gar keine Rolle gespielt. Klar. Ist auch die Wochenendausgabe. Möglich aber auch, dass man der Biden-Administration bei NBC deutlich weniger auf die Füße tritt, als das noch bei Trump der Fall war. Hier jedenfalls die Beiträge. Bitte festhalten!
Am Anfang kommt ne Geschichte über ein Feuer in New York. Ein schlimmes Feuer. Menschen sind dabei gestorben. Trotzdem. Es war ein Feuer. In einem Haus. Das war in den Augen der Redaktion das wichtigste Ereignis des Tages. Auf der ganzen Welt. Hm.

Dann: Corona. Natürlich. Die Story: Es gibt so viele Fälle, dass jetzt überall die Leute fehlen, um die Arbeit zu machen. In Kalifornien hat man deshalb drastische Maßnahmen beschlossen: Wer im Krankenhaus beschäftigt ist und positiv auf Covid testet, zugleich aber keine Symptome hat, soll einfach weiter zur Arbeit kommen. Ohne Test. Ohne Quarantäne. Ohne gar nix. Das ist auf jeden Fall interessant. Supermarktregale sind leer, weil keiner mehr da ist, um die Neuware einzuräumen. In den Apotheken bilden sich lange Schlangen, weil zu wenig Personal die Tabletten rausrückt. Die Schulen schalten auf Online-Unterricht, weil zu viele Lehrkräfte ausfallen und so weiter. Schlimm.

Dann nochmal Corona. Mit der Statistik der CDC stimmt was nicht: Die meisten Leute, die als Krankenhaus-Corona-Fälle gemeldet sind, werden eigentlich wegen ganz anderer Dinge behandelt. Sie sind nicht an, sondern mit Covid erkrankt. Sozusagen. Auch interessant.

Dann endlich Politik: die Russland-Krise in Osteuropa und wie die amerikanische Außenpolitik darauf reagieren will. Die Botschaft: Putin ist ein gefährlicher Kerl, aber wir haben die Sache im Griff. Es gibt nämlich „tough talks“ (siehe das Foto ganz oben). Beruhigend.
Dann nochmal Corona – diesmal aber mit einer Überleitung in die bunte Ecke der Nachrichten: Djokovic in Australien. Kann er spielen? Kann er nicht spielen? Seltsame Geschichte.

Dann nochmal Corona. Die Schülerinnen und Schüler – ihr Unterricht findet vielerorts wieder online statt. Eine Reporterin redet mit einigen von ihnen. Alle sagen: Sie mögen es nicht. Hm.

Jetzt wird’s endlich bunt: Ein paar arglose Bürger in Wisconsin waren beim Eisangeln, dann hat sich die Eisscholle gelöst, auf der sie standen. Ein Boot musste sie retten. Puh, die Sache ist gerade nochmal gut gegangen.

Dann gab es ein geplatztes Wasserrohr unter einem Sessellift. Menschen wurden verletzt. Kurios.

Schließlich noch die herzerwärmende Story eines Polizisten, der sich in seiner Freizeit als Captain America verkleidet, um Kindern eine Freude zu machen.

Unterm Strich: Sehr viel Buntes, sehr viel Unterhaltung. Anders als Heute Journal und Tagesthemen: kein aktueller Sport, kein Wetter, viel weniger nationale und internationale Politik. Im Grunde war das eine sehr affirmative Nachrichtensendung. Man hat hinterher das Gefühl: Ja, Pandemie und alles – aber im Großen und Ganzen geht’s uns doch super.
Kein Wort über den Präsidenten, wenn ich das richtig mitgekriegt habe. Das wäre Trump nicht passiert.
Danach noch ne Folge Family Guy gesehen. Die Serie ist in vielen Staffeln ganz sensationell geschrieben. Staffel 19 jedoch ist eine Schande. Ein Abgesang. Man bettelt darum, dass endlich jemand den Stecker zieht. So. Musste mal gesagt werden.
