
Heute hat Donald Trump Michigan besucht. Genauer: eine Fabrik von Ford in Ypsilanti. Das ist eine Stadt zwischen Detroit und Ann Arbor. Wenn man von hier nach dort fährt, dann fühlt sich das etwa so an wie für einen Hamburger ein Trip von Eppendorf nach Wilhelmsburg. Man ist schnell dort, aber man merkt auch bald: Das ist nicht dieselbe Welt. Raues Pflaster, das.
Fox News (ein Kanal, der dem Präsident gewogen ist) hat den Besuch live auf Youtube übertragen. Ich habe mich zwischendurch mal reingeklickt – zusammen mit etwa 4500 anderen Zuschauern. Und ehrlich jetzt: Ich fand das schon ziemlich sensationell. Zumindest, wenn das alles stimmt, was die da erzählt haben. In der Fabrik werden sonst Ersatzteile für die Automobilindustrie gefertigt. Stattdessen machen die jetzt Covid-19-Schutzausrüstung und „Ventilators“ – angeblich in hoher Qualität. Wer jemals irgendwo gearbeitet hat, wo man irgendwas macht, der kann sich vorstellen, was das bedeutet: innerhalb von ein paar Wochen die Produktion auf was ganz anderes umstellen. Und zwar so, dass was Tüchtiges dabei herauskommt. Es ist ein Wunder.
Hier in Michigan haben die Leute immer noch einen Nationalstolz auf Ford und GM. Das waren mal die innovativsten Firmen von allen. Ich kenne auch ein paar Veteranen aus Ann Arbor, die früher als Ingenieure dort gearbeitet haben – damals in den goldenen Zeiten. Das sind Leute, die mit einem riesigen Selbstvertrauen durch die Welt laufen. Wie jemand, der heute einen Job bei Apple oder Google hat. Die waren gefühlt mal ganz oben. Top of the Pops. Man sollte die „old industry“ jedenfalls nicht abschreiben. Die sitzen immer noch auf unglaublichen Ressourcen – nicht nur auf Kohle, Grundstücken, Patenten, Maschinen und dergleichen, sondern auch auf dem, was man kühl als „human capital“ bezeichnet.
Aber ich schweife ab.
Was ich eigentlich sagen wollte: Viele halten Trump für einen Idioten. Das stimmt nicht. Dieser Mann ist kein Trottel. Klar, er überschätzt, wie schön, schlau und wichtig er ist. Aber das tun wir alle. Fast immer. Er macht das nur ein bisschen doller als die meisten. Und er macht es im Fernsehen. Es ist dasselbe wie damals bei Reagan und Bush Junior. Im Rückblick waren auch das keine Idioten. Anderer Meinung sein und dumm sein – das ist nicht dasselbe.
Die Nachrichten hier haben sich darauf konzentriert, dass Trump im Werk keine Maske getragen hat. Er hat im Zwiegespräch mit den Pressekollegen sinngemäß gesagt: „Ich hab wohl eine Maske getragen. Die Fort-Leute haben mich drum gebeten. Aber wenn ihr mit Euren Kameras anrückt, dann nehm ich sie ab. Die Bilder gönn‘ ich euch nämlich nicht.“ Er hat die Maske auf den beiden Screenshots übrigens in der Hand. Apropos: Was die beiden Fordmanager im Hintergrund mit ihren Händen machen, will ich gar nicht wissen.
Unterm Strich wollte ich eigentlich nur sagen: Trump darf man genau so wenig unterschätzen wie die Automobilindustrie.

Ansonsten hab ich heute die Trail Camera an einen der Bird Feeder gehängt. Und da ist doch glatt ein Baltimore Oriole vorbeigekommen – der im Deutschen „Baltimoretrupial“ heißt. Komischer Name. Aber sehr schöner Vogel. Oder?
Als ich das Video gesehen hab, da ging’s mir richtig gut.
Ganz herzlichen Dank übrigens an alle, die den Post von neulich kommentiert haben (hier oder auf Facebook). Was ich daraus lerne, ist dies: Die Leute von Youtube sind ganz okay darin, einem neue Videos vorzuschlagen. Aber so RICHTIG gut sind sie nicht.
Hallo Jochen,
hoffe, Dir geht es gut, wobei ich anhand Deiner regelmäßigen posts erahne, dass dem so ist. Freut mich.
Ich möchte mich etwas kritisch über diesen Artikel, besser gesagt, über die Überschrift äußern.
Es steht sicher nicht falsches im Artikel drin, die Details über deinen Beitrag kennst Du eh besser als ich.
Was mich stört ist folgendes.
Auch Hitler war kein Trottel, Stalin auch nicht. Man kommt nicht so weit im Leben, wenn man ein Trottel ist.
Also was bewirkt so eine Überschrift?
Klar, ich habe den Artikel gelesen, aber ich lese eh regelmäßig Deine Sachen.
Die Überschrift bewirkt aber auch eine Verharmlosung, eine „siehste, ist er gar nicht“ Haltung bei denen, die evtl. zweifeln. Die richtigen Anhänger bekommt man eh nicht überzeugt, wobei mir schon das Wort überzeugen nicht gefällt. Die Gesellschaft ist auf einigen Grundregeln aufgebaut und wenn jemand gegen diese (oft fast universalgültigen und länderübergreifenden) Vereinbarungen verstößt, dann ärgern sich die Menschen. Sei es, wenn jemand einen Krieg anzettelt, nur zu eigenem Vorteil handelt, obwohl er ein Mandat hat, korrupt, bestechlich, rassistisch, sexistisch, name it ist oder der Wissenschaft widerspricht.
Nichtsdestotrotz gibt es immer Anhänger, ganz egal wie schlimm (und damit meine ich wirklich schlimm) jemand ist. Alle Despoten dieser Welt hatten wirklich echte Anhänger. Der Rest der Menschen kam dann aufgrund von Gruppendruck, Mitläuferdenken, Zwang oder Angst dazu.
Zum Glück sind es immer erst Minderheiten (egal ob rechts oder links). In den USA haben jetzt aber ziemlich viele für diese Person gestimmt. Vielleicht aus Trotz, oder dem Gedanken folgend „besser als die Andere“.
Egal wie, und mir wird der Text jetzt zu lange und ich merke, wie einfach und viel schneller man kommunizieren, wenn man beim Bier zusammensitzt. Freu mich auch darauf.
Credo: Eine Relativierung egal welcher Art ist ab einem bestimmten Stadium (aus meiner Sicht) nicht mehr opportun.
Niemand wäre 1944 auf die Idee gekommen, irgendetwas von Hitler in positivem Licht dastehen zu lassen (außer evtl. seinen Anhängern und da wahrscheinlich auch nicht mehr alle). Ich will hier nicht die Personen miteinander vergleichen, so verheerend ist es nicht.
Was ich sagen will, der Mann ist durch.
Die nächste Wahl steht an und wir sollten auf was Besseres hoffen.
Ich finde ab einem Punkt erübrigen sich Relativierungen. Nicht wegen mir, aber es gibt zuhauf Menschen, denen reicht schon so eine Aussage, um dann doch nicht weiter zu recherchieren.
Letztes Credo – wenn 95% Mist ist, dann schau ich nicht mehr nach den restlichen 5%.
Bleib gesund
Deine Überschrift finde ich richtig gut! Denn auch ich war empört darüber, wie wohl auch Floyd. Und genau deshalb habe ich deinen Post gelesen. Ansonsten bin ich es nämlich müde, über die manipulative Dumpfbacke zu lesen …
mensch jochen,
welch einen grandiosen vogel hast Du da geschossen! und das sogar mit ankündigung. und sofort ist ersichtlich, wie Du es geschafft hast. wie schlau, küche & konfitüre in ihren farben! und schwups flattert am ende noch ein andrer roter heran. leg doch morgen mal blaubeergelee auf. mal kucken, wer dann kommt …. habe heute an der bille einen verwandten vogel, ähnlich groß, ähnlich selten, und ähnlich schön getroffen. aber talent zum fotografen besitze ich exakt null, nicht mal die schnappschüsse der alten bauzeichnungen heute im bezirksamt bergedorf sind scharf geworden. wie gut, dass ich kein ornithologe geworden bin. zu trump sage ich mal nix, auch nicht zu unserer wette. nur soviel: üb schon mal fleissig, alter angler!