Die Psychologie der Authentizität
Unsere neue Podcastfolge ist draußen, es geht um die Psychologie der Authentizität – und wie immer in Staffel 3 schulde ich Euch ein paar Links und Quellen dazu.
Authentizität ist in den Augen der psychologischen Forschung (auch) ein Persönlichkeitsmerkmal. Manche Menschen sind tendenziell authentischer als andere. Wie viele andere Traits misst man das am einfachsten mit einem Fragebogen. In unserem Podcast verwenden wir dafür Auszüge aus dem Authenticity Inventory, einem Klassiker in der Authentizitätforschung.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein authentisches Leben glücklich macht. Eine relativ neue Untersuchung dazu ist zum Beispiel die kanadische Studie Authenticity, meaning in life, and life satisfaction: A multicomponent investigation of relationships at the trait and state levels.
Wenn man uns vor die Wahl stellt, Geld mit nach Hause zu nehmen (zugegeben: übersichtliche Summen) oder eine Weile über uns selbst zu reden, dann verzichten viele Menschen auf das Geld. Wir lieben es, von uns selbst zu sprechen. Was dabei in unserem Gehirn vor sich geht, steht in der ausgesprochen klugen Studie Disclosing information about the self is intrinsically rewarding. Aus all dem kann man schließen: Authentizität schmeckt süß wie Butterkuchen.
Wenn wir bei einem Vortrag authentisch sind, sehen andere uns als bessere Führungskräfte. Authentisch wird man, wenn man sich vor der Rede klar macht, was eigentlich zählt im Leben, welche Werte einem wichtig sind. So steht es in The Authenticity Challenge: How a Value Affirmation Exercise Can Engender Authentic Leadership.
Dass Self-Compassion uns authentischer macht, lernt man u.a. aus der Studie A Compassionate Self Is a True Self? Self-Compassion Promotes Subjective Authenticity.
Die Idee, dass Authentizität so etwas ist wie unser sechster Sinn für Heimat stammt letztlich – wenn auch anders formuliert – aus dem Paper State Authenticity as Fit to Environment: The Implications of Social Identity for Fit, Authenticity, and Self-Segregation.
Erica Bailey von der UCBerkeley hat entdeckt, dass wir keine Ahnung haben, ob unsere Mitstudies sich authentisch verhalten oder nicht – zumindest im ersten Semester, wenn man einander noch nicht so gut kennt. So steht es in ihrem Aufsatz Are you for Real? Perceptions of Authenticity are Not Accurate and Systematically Biased.
Dass die Beziehung zwischen Ehrlichkeit und Authentizität einigermaßen kompliziert ist, belegt Erica Bailey in ihrem Paper Yours truly: On the complex relationship between authenticity and honesty.
Die lustige Studie mit dem angeblichen „AB1-Gehirn“ steht im Paper To be or to appear to be: Evidence that authentic people seek to appear T authentic rather than be authentic.
Erica Bailey hat in einer sehr philosophischen Studie gezeigt, dass die meisten Menschen glauben, gewissermaßen ein „Herz aus Schokolade“ zu haben. Sie formuliert es etwas anders, aber im Kern sagt sie genau das. Das hat interessante Konsequenzen: Wir erscheinen anderen gerade dann etwas weniger authentisch, wenn wir uns komplett authentisch fühlen. Ihr Paper dazu heißt Positive—More than unbiased—Self-perceptions increase subjective authenticity.
Soviel für heute, Ihr Lieben, bleibt echt und meldet Euch gerne, falls Ihr bei einer Entscheidung jemanden braucht, der Euch weiterhilft.
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