Die perfekte Erinnerung

Bei unserem Podcast „Sag mal, du als Psychologin …“ geht die dritte Staffel in die Schlussrunde: mit der letzten Folge Die perfekte Erinnerung.

Wir sprechen dabei zunächst über das extrem spannende HSAM-Phänomen: Manche Menschen erinnern sich mühelos an jeden einzelnen Tag ihres Lebens. HSAM ist sehr selten, kommt aber vor. Bislang wurde es bei rund 100 Menschen weltweit nachgewiesen. Den aktuellen Stand der Forschung könnt Ihr nachlesen in Highly Superior Autobiographical Memory (HSAM): A Systematic Review.

Es gibt auch Menschen, die sich an fast jedes Gesicht erinnern, das sie schon einmal gesehen haben. Dieses Phänomen hat die Wissenschaft vergleichsweise häufig nachgewiesen. Wenn Ihr mehr dazu wissen wollt, könnt Ihr z.B. den Aufsatz Super-recognizers: People with extraordinary face recognition ability lesen.

Dass es mehr als 200 Formen von Erinnerung gibt, erzählt der inzwischen verstorbene Endel Tulving in seinem launigen Bericht Are There 256 Different Kinds of Memory?.

Wenn Ihr unsere Ausführungen über den Dreiklang aus Enkodierung, Konsolidierung und Abruf genauer nachlesen wollt: Bedient Euch gern hier.

Die von uns erwähnte Demenz-Studie aus dem Altenheim findet Ihr hier.

Wie hat Ebbinghaus eigentlich seine berühmten Fantasiesilben gebildet? Hier könnt Ihr’s bei ihm selbst nachschlagen.

Dass seine „Vergessenskurve“ noch heute funktioniert, verrät das Paper Replication and Analysis of Ebbinghaus’ Forgetting Curve.

Über Jan Born aus Tübingen und seine Arbeiten zu Schlaf und Gedächtnis habe ich vor einiger Zeit ein Porträt im Auftrag von Psychologie Heute geschrieben. Wir haben da, wie ich zugebe, in unserem Podcast nur an der Oberfläche gekratzt.

Elizabeth Loftus weiß seit den 1990er Jahren, dass wir uns an Geschehnisse erinnern können, die wir nie erlebt haben und dass man uns solche Erinnerungen relativ leicht einpflanzen kann. Einer ihrer frühen Aufsätze zu diesem Thema trägt den Titel The Formation of False Memories.

Dies hier ist ein ganz interessanter Forschungsüberblick zum Thema „falsche Erinnerungen“: What science tells us about false and repressed memories.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich 2021 in Ann Arbor die damals aktuelle Ausgabe des New Yorker gelesen habe, in dem Elizabeth Loftus porträtiert wurde. War das aufregend! Bei manchen Geschichten gibt es keine gute Alternative zu Papier. Dies hier war so eine. Ist digital natürlich trotzdem ne sensationelle Story.

Auf geht’s zum Streberfinale unserer Staffel! Der „Testungseffekt“ besagt, dass wir Inhalte besser im Langzeitgedächtnis behalten, wenn wir beim Lernen Tests schreiben. Es handelt sich um einen sehr robust belegten Effekt. So steht es z.B. im Paper Testing (quizzing) boosts classroom learning: A systematic and meta-analytic review.

Wie soll man lernen? Mit Wiederholungen, die man auf clevere Art über den Terminkalender verteilt („spaced repetition“). Dass man dafür am besten moderne Lern-Apps verwendet, zeigt etwa das PNAS-Paper Enhancing human learning via spaced repetition optimization.

Das war’s für diese Staffel. Danke an alle, die uns zugehört und ihren Freunden dann (hoffentlich begeistert) davon erzählt haben. Ohne Mundpropaganda können kleine Formate wie das unsere auf Dauer nicht überleben.

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