
Beim Delta-Flug von Detroit nach Amsterdam sind im Flieger 40 Prozent der Plätze leer geblieben. Hab ich schon vorgestern erzählt. Beim KLM-Flug von Amsterdam nach Hamburg (oben) sieht die Sache dann aber anders aus. Bis auf vier, fünf Plätze ganz hinten ist alles voll. Ich kann mindestens acht Menschen mit der Hand berühren, ohne meinen Sessel zu verlassen. Naja. Könnte. Könnte. Könnte. Mach ich natürlich nicht. Fest steht aber: So viel Gruppe hatte ich lange nicht.
Freunde haben mich inzwischen beruhigt: Die Luft in Flugzeugen ist dank der vielen Filter angeblich so gut, als säße man auf der eigenen Terrasse unter Schwarzwald-Tannen. Außerdem suchen Forscher (fast hätte ich gesagt: „fieberhaft“) nach Methoden, die Luft im Flieger NOCH sicherer zu machen. Ich hoffe, das stimmt.
Unterwegs drückt man mir nach und nach drei Zettel in die Hand. Einen vom US-Gesundheitsministerium, zwei vom Gesundheitsministerium in Deutschland. Ich muss versprechen, in den zwei Wochen vor dem Flug nicht die leisesten Symptome gehabt zu haben (stimmt), werde darauf hingewiesen, dass das „neuartige Coronavirus“ sich inzwischen „über den gesamten Erdball verbreitet“ (echt?) – und dass ich verpflichtet bin, mich sofort nach meiner Ankunft „für einen Zeitraum von 14 Tagen“ in eine „geeignete Unterkunft“ zu begeben („sog. Absonderung“). Ich bin jetzt also für zwei Wochen in Quarantäne. Dies ist mein Weg zur Einzelhaft.

Vor meinem Abflug hat mir eine Mitarbeiterin der Hamburger Corona-Hotline erzählt, dass eine Heimfahrt per S-Bahn total okay sei. Kommt mir seltsam vor. Bringe ich da nicht sehr viele Menschen in Gefahr? Ich nehme lieber ein Taxi. Der Fahrer hat sich zum Schutz vor dem Pesthauch seiner Kunden eine Plastikfolie in den Wagen gehängt. „Geschäft läuft schlecht“, sagt er.

Ankunft in der Bude. Sofort bei der Hotline angerufen und mich als Rückkehrer aus einem Risikogebiet gemeldet. Ein paar Stunden später kommt die Bestätigungsmail vom Gesundheitsamt.
Mein guter Sohn hat dankenswerterweise schon einen tüchtigen Berg Lebensmittel in der Küche deponiert. Einkaufen darf ich nicht – dafür müsste ich ja die Wohnung verlassen.

Heute klingelt’s. Britta bringt Gemüse. Wie aufmerksam! Wie hilfreich! Gestern schon hat Dietze mich mit Kaffee erfreut.

Erst im Flugzeug habe ich mir „Ruf der Wildnis“ von Jack London als Hörbuch reingepfiffen. Und jetzt bringt mir der frische Basilikum genau dieses Gefühl von ungezähmter Natur in meinen tristen Alltag. Außerdem schmeckt er ausgezeichnet zu Tomaten. Ich werde einen Weg finden, beide Funktionen in eine gute Balance zu bringen. Alles ist möglich, wenn man nur will.

Die Übergabe geht übrigens so. Es klingelt. Unterhaltung vom Fenster aus runter zur Straße. „Willkommen zu Hause“. Später steht das Zeug dann vor der Wohnungstür. Sicher ist sicher.

Außerdem überschütten meine Freunde mich mit hilfreichen Informationen. Alex zum Beispiel schickt mir einen Link, der mir Hoffnung macht. Es gibt wohl die Möglichkeit, sich nach Einreisen aus Risikogebieten testen zu lassen. Fällt der Test negativ aus, darf man frühzeitig wieder Spaziergänge machen. Das fände ich gut. Mal sehen, wie das alles in der Praxis funktioniert.
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