
In Detroit haben sie jetzt neue Geräte bekommen, mit denen man sich ruck, zuck auf Covid-19 testen lassen kann. Der Hersteller behauptet, dass man damit schon nach fünf Minuten ein positives Ergebnis bekommt (ein negatives nach 13). Die Dinger werden zunächst nur für Polizei, Feuerwehr, Busfahrer und Rettungskräfte verwendet. Mal sehen, wie gut sie funktionieren. Die USA haben zu Beginn der Krise viel weniger getestet als zum Beispiel Deutschland. Vermutlich war das ein Fehler.
Nicht ohne Ironie: Der Staat Michigan will 100 zusätzliche Fachkräfte anstellen. Anders lassen sich die vielen neuen Anträge auf Arbeitslosenhilfe nicht bewältigen. Der Server der entsprechenden Behörde ist während der vergangenen Tage immer mal wieder in die Knie gegangen. Über die Hilfsprogramme für Unternehmen muss ich in den kommenden Tagen mal was schreiben.
Habe vorgestern bei einer Online- Konferenz den Vortrag von Prof. Johannes Eichstaedt aus Stanford gesehen (im Video abrufbar ab 4:03:00)
Eichstaedt kommt eigentlich aus Deutschland, ist Psychologe und befasst sich mit den Folgen der Coronakrise für unser Seelenleben. Er sagt: Die drei größten Faktoren für die meisten Menschen sind
- die Angst und Unsicherheit, weil man halt nicht weiß, was als nächstes passiert.
- die Arbeitslosigkeit, die jetzt viele betrifft („ein Schock für den Arbeitsmarkt, wie wir ihn seit dem 2. Weltkrieg nicht gesehen haben“).
- die Einsamkeit wegen der Kontaktsperre.
Die Folgen von Angst und Unsicherheit sind seiner Meinung nach schwer vorherzusagen. Wie Arbeitslosigkeit sich auf unsere Lebenszufriedenheit auswirkt, lässt sich besser abschätzen: Man verliert 0.7 Punkte auf einer 10-Punkte-Skala. Klingt nach wenig, entspricht aber dem Zufriedenheits-Unterschied zwischen den USA und Usbekistan. Es ist also eine Menge. Einsamkeit wiederum reduziert die Lebenszufriedenheit um 0.5 Punkt. Eichstaedt sagt: Das mit der Einsamkeit hat jeder selbst in der Hand. Zumindest ein bisschen. Wenn man sich nicht von Angesicht zu Angesicht treffen kann, dann halt über Zoom, Skype usw. Er und seine Kollegen sammeln jetzt fleißig Twitterdaten, um von Landkreis zu Landkreis zu checken, wie gut oder schlecht es den Leuten gerade geht. Bin gespannt auf seine Erkenntnisse.

Doch trotz Krise wird in Ann Arbor natürlich trotzdem weiter getüftelt, und erfunden. Auf der Straße überholt uns ein autonomes Roboterfahrzeug. Kurzer Plausch mit dem Typen, der hinterherradelt. Der Roboter stammt aus der Schmiede eines lokalen Startups (witzig: Hab die Firma gegoogelt und dabei entdeckt, dass ich mit einem der Gründer mal zufällig ein Bier getrunken hab). Das Fahrzeug liefert für Restaurants Essen aus und soll das irgendwann billiger hinkriegen als die Studenten, die den Job heute erledigen (naja, und anstecken kann sich die Maschine halt auch nicht).

Unten am Huron River besuchen wir die beiden aktuellen Lieblinge der Stadt. In einer Baumhöhle im Island Park sitzen zwei halbwüchsige Eulenkinder. Den Fußweg um das Nest hat man abgesperrt, um den beiden ein bisschen Ruhe zu verschaffen.

Die Great Horned Owl gehört zu den Uhus. Das sind große Tiere. Die Leute hier rechnen damit, dass die beiden Vögel innerhalb der kommenden sieben Tage ihren ersten Flugversuch unternehmen. Die Natur macht einfach weiter. Corona stört nicht. Tolle Sache.
