
In der Nachbarschaft in Menlo Park haben wir ein interessantes Wahlplakat entdeckt. Wer soll im November Präsident werden? Das Plakat sagt sinngemäß: „Egal wer. Hauptsache nicht der Typ, der den Job gerade macht.“
Am Super Tuesday – gerade zwei Wochen her – waren die Vorwahlen der Demokraten das heißeste Thema in den Medien. Das hat sich geändert. Kürzlich hatten wir ein paar Standford-Leute zu Besuch. Ich so: „Niemand hat sich für die Vorwahlen in Michigan interessiert.“ Die meisten haben protestiert: „Doch, doch, das war doch überall in den Nachrichten.“ In solchen Fällen konsultiere ich dann gerne Google Trends. Dort kann man nachsehen, wie oft ein bestimmter Begriff in einem bestimmten Zeitraum gegoogelt wurde.
Und wenn man sich die USA-Daten im Februar anguckt, dann sieht man, dass die Leute ähnlich häufig nach Bernie Sanders, Joe Biden und nach dem Coronavirus gegoogelt haben.

Anfang Februar bin ich in San Francisco gelandet. 90 Prozent der anderen Reisenden an der Passkontrolle kamen aus Japan. Alle haben Masken getragen. Das Paar, das hinter mir stand, meinte: „That’s what you do as a good Japanese citizen.“ Corona war zu diesem Zeitpunkt schon eines der ganz großen Themen. Vergisst man gerne.

In den vergangenen Tagen hat sich die Interessenlage massiv geändert. Corona ist alles. Die „Primaries“ sind nichts.

Am Samstag, habe ich spaßeshalber noch den Suchbegriff „Donald Trump“ mit in die Auswahl genommen. Trump dominiert sonst alles. Heute um 8:00 Uhr haben die Leute 18 Mal häufiger nach Corona gesucht als nach ihm.

Am Sonntag lief die TV-Debatte zwischen Biden und Sanders. Für einen kurzen Moment ist Amerika aufgewacht: „Stimmt, da war ja was!“ Mehr Leute haben nach Biden und Sanders gegoogelt als nach Donald Trump. Fernsehen ist noch immer ein mächtiges Medium.

Heute am Montag stehen die USA kurz vor einem Corona-Lockdown. Der Gouverneur von Ohio möchte gar die für Dienstag geplanten Vorwahlen verschieben: Er könne nicht für Gesundheit und Sicherheit von Wahlhelfern und Wählern garantieren. Wenn man sich Google Trends ansieht, wär’s eh fraglich, wie viel Leute an den Wahlurnen auftauchen.

Diese Frage könnten uns noch ne Weile beschäftigen: Wie will man ordentliche Wahlen durchführen inmitten einer solchen Krise? Wer profitiert davon? Wem schadet’s? Weiß keiner.
Ich hoffe für November jedenfalls weiterhin auf „any functional adult“: Hauptsache, es wird ein Erwachsener.
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