Neue Podcastfolge: die Magie der Synchronie

Bei „Sag mal, du als Psychologin …“ gibt’s eine neue Podcastfolge: die Magie der Synchronie.

Selbstgemachte Podcaststaffeln sind wie Pralinenschachteln: Alle Teile schmecken süß, aber manche mag man am Ende doch ein bisschen lieber als die anderen. Das hier ist ganz sicher eine meiner Lieblingsfolgen. Süß und very nerdy. Wenn Ihr Euch für Menschen interessiert und das, was sie miteinander verbindet: Hört sie Euch an.

Hier geht’s zu den unseren Quellen.

Wenn Ruderer im Gleichtakt rudern, verändert sich etwas in ihrem Gehirn: Sie werden unempfindlicher gegen Schmerzen. Wo hat man das festgestellt? Natürlich in Oxford! Publiziert wurden die Funde in der Studie Rowers‘ high: behavioural synchrony is correlated with elevated pain thresholds.

Ähnliche Effekte sieht man auch, wenn jemand laut „Fuck!“ oder „Scheiße!“ ruft. Darüber reden wir – ich finde: unterhaltsam – in unserer Folge Fluchen für den Frieden.

Was beim Rudern klappt, funktioniert auch beim Tanzen. Sobald wir im Gleichtakt mit anderen Tanzen, werden wir unempfindlicher für Schmerzen. Ganz abgefahren! Auch diese Erkenntnis verdanken wir der Gruppe von Robin Dunbar, diesmal dem Paper Silent disco: dancing in synchrony leads to elevated pain thresholds and social closeness.

Dass all das vermutlich an einer Ausschüttung von Endorphinen liegt, zeigt (wieder aus der Dunbar-Gruppe) die Studie Naltrexone Blocks Endorphins Released when Dancing in Synchrony.

Robin Dunbars Thesen über das „Lausen auf Distanz“ haben wir in unserer Podcast-Folge über Freundschaft besprochen.

Der Synchronie beim Sport unterliegt heute oft einem Konkurrenzmotiv. Abwehrspieler beim Fußball synchronisieren ihre Bewegungen mit denen der Stürmer, um ihre nächsten Moves besser vorhersagen zu können. Dasselbe sieht man beim Kampfsport, etwa beim Boxen. Es gibt sehr krasse Forschung dazu, etwa hier, nur so als Beispiel. Wir gehen im Podcast nur kurz darauf ein. Ich habe in einem Artikel für Psychologie Heute darüber spekuliert, dass die Kräfte von … ja … ich sag mal pathetisch: Liebe dieses oberflächlichen Konkurrenzmotiv immer wieder schlagen und überschreiben. Synchronie verbindet, ob man will oder nicht. Man synchronisiert sich niemals kostenlos. Drum: Obacht, mit wem man das macht.

Die ganz wunderbare Studie aus Neuseeland mit dem Sammeln von Unterlegscheiben (washers) nach der Stadionrunde im Gleichschritt könnt Ihr nachlesen im Paper Synchrony and Physiological Arousal Increase Cohesion and Cooperation in Large Naturalistic Groups.

Hinweise auf ein gutes Tanztempo für Synchronie-Effekten liefert die schöne Studie One in the Dance: Musical Correlates of Group Synchrony in a Real-World Club Environment.

Die in der Forschung sehr einflussreiche Stanford-Studie aus dem Jahr 2009 trägt den Titel Synchrony and cooperation.

Um einen ersten Einblick zu bekommen in die Arbeiten zur Behavioral Mimicry, liest man zum Beispiel den Forschungsüberblick in From mimicry to morality: The role of prosociality, in: Moral psychology: Virtue and character. Tanya Chartrand ist die Meisterin dieser Forschungslinie und Co-Autorin des genannten Papers.

Wie wichtig Synchronie in der Psychotherapie ist, zeigen etwa die Arbeiten Synchronisation nonverbaler Interaktion in der Psychotherapie und Physiological synchrony in psychotherapy sessions.

Es gibt biologische Supersynchronizer – das sind Menschen, in die sich beim Speeddating fast alle verlieben. Ein sehr interessantes Phänomen, das meines Wissens erst kürzlich entdeckt wurde. Wir werden in den kommenden Jahren sicher noch mehr darüber erfahren. Die aktuelle Forschung dazu steht im Paper Bio-behavioral synchrony is a potential mechanism for mate selection in humans.

Wie sich beim gemeinsamen Handeln ein „fragiles Wir“ bildet, zeigt Judging and Actualizing Intrapersonal and Interpersonal Affordances.

Mein Lieblingspaper über die dunkle Seite der Synchronie ist The cultural evolutionary trade-off of ritualistic synchrony von Michele Gelfand und anderen.

Ihr wollt die Psychologie synchroner Bewegung als Führungskraft nutzen? Wir können im Coaching gerne darüber reden. Ruft an oder schreibt mir einfach eine Mail.

Und wenn Euch unser Podcast gefällt: Empfehlt ihn weiter. Am besten mehreren Menschen, das hilft uns sehr. Je mehr Menschen den Podcast hören, desto besser die Chancen auf eine weitere Staffeln. Vielen Dank!

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