bookmark_borderFünf tatsächlich publizierte Nonsense-Studien – jawohl, es gibt Humor in der Wissenschaft!

Manchmal wundert man sich, ob Humor in der Wissenschaft überhaupt existiert. Ein Blick ins BMJ (das „British Medical Journal“) endet alle Debatten. Dort findet man in den jährlichen Weihnachtsausgaben diverse Nonsense-Studien, die zumindest ein Schmunzeln auf die Lippen der geneigten Leserschaft zaubern.

Hier fünf Beispiele.

1. Wie sehr würde die „Silly Walks“ von Monty Python die öffentliche Gesundheit fördern?

In einer Weihnachts-Studie aus dem Jahr 2022 baten drei US-Kinesiologen 13 gesunde Freiwillige in ihr Forschungslabor und ließen sie dort eine Strecke von 30 Metern gehen. Im ersten Durchlauf ging jeder auf seine übliche Weise. In weiteren Durchgängen bat man sie, diverse Gehweisen aus dem „Silly Walks“-Sketch von Monty Python zu imitieren.

Ergebnis: Pro Gehminute verbrauchen wir z.B. während eines „Tea bag walks“ zwischen acht (Männer) und fünf Komma zwei (Frauen) Kilokalorien mehr als beim gewöhnlichen Gehen. Nur rund zwölf bis neunzehn Minuten Teebeutelgang verbrauchen also 100 Kilokalorien zusätzlich.

„Hätte man im Jahr 1970 eine Kampagne zur Förderung ineffizienter Bewegungsweisen gestartet, würden wir heute in einer gesünderen Gesellschaft leben“, resümieren die Wissenschaftler.

2. Wie gesund altern Superhelden?

In der Feiertags-Edition des Jahres 2021 geht ein halbes Dutzend Forscherinnen von der University of Queensland der Frage nach, welche Gebrechen wohl diversen Superhelden den Lebensabend versauern werden.

Demnach wird „Iron Man“ vermutlich niemals dement werden, hat aber erhöhte Chancen auf eine chronische Herz-Kreislauf-Erkrankung

Schlechter stehen die Dinge für den „Hulk“. Zu hoher Puls, zu viel Wut, zu viel Übergewicht – die Liste seiner Langzeitrisiken reichen von Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern über allerlei Entzündungen bis zu Demenz und Schlaganfall. Die Fachleute befürchten ein vorzeitiges Ableben des Superhelden.

Sorgen bereitet den Forscherinnen auch der Lebenswandel von „Spiderman“. Sein nächtlicher Kampf gegen das Verbrechen führt zu ungesunden Schlafrhythmen; kaum, so fürchten die Fachfrauen, wird er es auf die acht bis zehn täglichen Ruhestunden bringen, die unserer Gesundheit so zuträglich sind! Man befürchtet auf Dauer u.a. Übergewicht, psychische Probleme, chronische Schmerzen und Übermüdung. Immerhin: Spiderman ist ein sportlicher Bursche. Das mindert sein Risiko, im Alter zu fallen und sich dabei die Knochen zu brechen.

3. Ein Fallschirm ist völlig überflüssig, wenn man aus einem Flugzeug springt

Dies ist bislang meine Lieblingsstudie aus dem BMJ. Sie stammt aus der Weihnachtsausgabe des Jahres 2018. Darin belegen einige US-Forscher, dass im Alltag zwar viele Menschen auf einen Fallschirm schwören, wenn sie aus dem Flugzeug springen. Ihr Experiment räumt jedoch auf mit diesem Aberglauben. Die Fachleute ließen dabei 23 Personen aus einem Flugzeug bzw. einem Hubschrauber springen. Zwölf der Freiwilligen trug einen Fallschirm, die übrigen elf einen leeren Rucksack. Ergebnis: Alle Teilnehmenden blieben gesund – Fallschirme sind völliger Humbug, eine Erkenntnis, die der Weltwirtschaft „jedes Jahr Milliarden Dollars sparen könnte“.

Ganz am Ende der Studie erfährt man: Die Teilnehmen verließen die Fluggeräte aus einer Durchschnittshöhe von 60 Zentimetern bei einer Geschwindigkeit von exakt 0 km/h. „Mediziner sollten dieses Detail beachten, falls sie die Erkenntnisse dieser Studie auf ihren eigenen Fallschirmgebrauch übertragen wollen.“

4. Gibt es Nebenwirkungen beim Schwertschlucken?

Dies ist ein Klassiker aus dem Jahr 2006. Die Autoren behaupten, dafür die Erfahrungsberichte von 46 Mitgliedern der internationalen Schwertschluckergilde gesammelt zu haben. 16 der Betroffenen klagten demnach über einen rauen Hals, sechs davon hatten beim Schwertschlucken ihre Speiseröhre perforiert, einer hatte sich ein Loch in die Lunge gebohrt, ein anderer litt unter einem schmerzhaften Rachenriss und so weiter und so fort. Das Fazit des Papers: Wer Schwerter schluckt, verletzt sich vor allem dann, wenn es sich dabei um besonders große und lange Schwerter von ungewöhnlicher Form handelt, wenn man mehrere Schwerter gleichzeitig schluckt und bei der Übung zusätzlich abgelenkt wird.
Tröstlich: „(…) we did not find any deaths from sword swallowing.“

5. Gibt es wirklich so etwas wie einen „Schönheitsschlaf“?

Auch ein Klassiker, diesmal aus der Weihnachtsausgabe des Jahres 2010. Schwedische Forschende wollten wissen, ob der Alltagsbegriff des „Schönheitsschlafes“ nur dummes Gerede ist, oder ob Schlaf uns wirklich schöner macht. Sie wählten dabei einen komplett unparteiischen und fairen Versuchsaufbau: Die Freiwilligen wurden einmal fotografiert, nachdem sie gemütlich eine Nacht durchgeschlafen hatten. Danach hielt man die armen Menschen für mehr als 30 Stunden wach – und setzte sie danach noch einmal durch die Kamera. Hier ein Beispiel: Links das Morgenbild – rechts das übermüdete Bild.

Man ließ die Bilder von einer unabhängigen Jury bewerten. Das Resultat war eindeutig: Wenn wir sehr lange wach sind, sehen wir einfach Scheiße aus. Das Fazit des Wissenschaftsteams: Schlaf macht schön – also ab ins Bett!

bookmark_borderBekocht werden kann man nicht alleine

Bekocht werden ist so toll. Und man kann es nicht allein, denn das müssen andere für einen machen.

Am Samstag zum Beispiel war ich seit langer Zeit mal wieder auf ner Kohlfahrt. Eine Kohlfahrt ist eine lange und vielköpfige Winterwanderung, die mit der Einkehr in einer Gastwirtschaft endet, wo dann ein traditionelles Grünkohlgericht gereicht wird. Mancherorts gehören viele geistreiche Gespräche und ebensolche Getränke dazu.

Ich habe dieses Brauchtum während meiner Studienzeit in Oldenburg kennengelernt. Nach meinem Umzug nach Hamburg und ins Hamburger Umland hat mir das dann sehr gefehlt, so dass ich einfach meine eigene Kohlfahrt veranstaltet habe. Das hat 2005 angefangen und war Jahr für Jahr immer toll.

Irgendwann haben die Gezeiten des Lebens mich dann in eine andere Ecke verschlagen, weshalb die alten Nachbarn die Sache einfach ohne mich weitergemacht haben. Es war eine Freude, da mal wieder mitzulaufen und all die bekannten Gesichter wiederzusehen. So eine Kohlfahrt ist eine tolle Sache und dass man dabei auch noch bekocht wird, hat mir doppelt gefallen.

Am Sonntag stand dann mein alter Freund Kai vor der Tür. Er hatte Lasagne gemacht und mit den Mengen übertrieben; jetzt drückte er mir eine Doppelportion davon in die Hand und wünschte mir einen guten Appetit. Herrlich war das. Er hat die Soße mit Estragon gewürzt, was dem Gericht eine spezielle und vermutlich bekömmliche Note gab.

Bekocht werden kann man nicht alleine.

Soziale Netzwerke entstehen erst, wenn andere mit uns in Kontakt treten und wir mit ihnen.

Der Mensch ist ja fast nichts ohne andere Menschen. Und wie dicht oder lose dieses Netzwerk an Liebe und Verbindung um einen her gewoben ist, wie jung diese Fäden sind und wie alt, wie gepflegt oder verstaubt, wie elastisch oder brüchig – all das kann man fühlen, fast körperlich. Das Netzwerk bestimmt, wer wir eigentlich sind, welche Informationen uns zugespielt und über unsere Ohren und Stimmen weitergetragen werden. Ob wir uns sicher und geborgen fühlen oder einsam und bedroht.

Es gibt Psychologen, die gar behaupten, dass unser Selbstwertgefühl nichts anderes ist als eine Art Tankanzeige auf dem Armaturenbrett unserer Seele. Wenn wir uns gut und stabil fühlen, steht alles auf Grün. Unser Netzwerk ist intakt, die Menschen um uns her mögen und schätzen uns. Aber wenn wir uns fühlen wie die letzte Wurst, laufen wir auf Reserve. Das fühlt sich beschissen an, und das Gefühl sagt: „Tu was! Kümmer‘ dich! Dein Netzwerk zerbröselt und du stehst ganz am Rand, bald wird keiner mehr anrufen, du wirst allein dasitzen – und dann wird es kalt und die hungrigen Raubtiere werden um deine Jurte schleichen und was dann? Tu was! Kümmer‘ dich!“

Auf Schlau nennt man das die „Soziometer-Theorie“, sie hat mir immer eingeleuchtet.

Ich würde auch sagen, dass meine Netzwerke in Hamburg ganz anders verwoben sind als in Michigan. Dort ist es leichter, mit Fremden sehr gute und tiefgehende Gespräche zu führen. Viel leichter sogar. Es passiert auch häufiger. Hier dagegen gibt es mehr Menschen, die sich freuen, wenn man ihnen über den Weg läuft. Mehr Fäden schießen kreuz und quer durchs Gewebe. Vielleicht liegt das an den sozialen Normen, an der Kultur, vielleicht aber auch an der insgesamt vor Ort verbrachten Zeit. Da hat Hamburg für mich noch immer die Nase vorn. Man weiß es nicht so genau.

Jedenfalls will ich folgendes loswerden: Man soll es so halten wie meine alten Nachbarn. Man soll Kohlfahrten veranstalten, bei der viele Menschen miteinander reden und sich danach bekochen lassen. Man soll es machen wie mein alter Freund Kai. Man soll immer mal wieder ein bisschen zu viel Soße und Pasta kochen und die Sachen dann spontan wem vorbeibringen, den man mag.

Denn all das macht die Welt zu einem besseren Ort.

Ganz sicher.