Diese Woche war ich nach dem Pickleball mal wieder in einer Gastwirtschaft. Einer meiner Mitspieler hatte die Idee, doch mal das deutsche Restaurant um die Ecke auszuchecken. Jawohl! Es handelt sich um das „Metzger’s”, das ich bereits vor Zeiten in meinem Blogpost über die Deutschen in Ann Arbor besungen habe. Man reichte Käsespätzle zum Weizenbier, und beides hat geschmeckt wie zu Hause. Seufz, die einfachen Dinge! Der Laden ist übrigens immer rappelvoll, wenn ich mal vorbeischaue. Manchmal tut man dort beeindruckt, wenn ich mit meinem Nachnamen prahle, diesmal war’s aber allen egal. Man sieht’s denn Leuten halt nicht immer an.
Und damit sind wir beim Thema für heute. Ich habe dieser Tage nämlich einen interessanten Hinweis aus Deutschland bekommen: An der Uni Münster haben ein paar Leute ein Spiel entwickelt, bei dem man seine Menschenkenntnis testen kann. Das Spiel heißt „Who knows?“ Man kann es unter dem angegebenen link kostenlos spielen.
Da ich zufälligerweise gerade eine größere Geschichte zum Thema Menschenkenntnis vorbereite, hab ich mich auch gleich angemeldet und ein paar Runden gespielt. Die Sache läuft so: Man sieht ein kurzes Video von etwa 30 Sekunden, in dem eine Person sich vorstellt und ein paar Fragen beantwortet. Dann kriegt man selbst ein paar Fragen gestellt. Zum Beispiel: Macht diese Person jeden morgen ihr Bett? Hat sie Angst vor Spinnen? Kann sie mit Stäbchen essen? Danach verrät einem die App, wie viele der Fragen man richtig beantwortet hat.
Tja. Am Anfang war ich noch ganz gut dabei. Aber dann hat sich bald gezeigt, dass viele meiner frühen Treffer reiner Zufall waren. Nach einer Reihe von Runden kam dann mein Ergebnis: 52 Prozent der Antworten waren korrekt. Per Münzwurf hätte man vermutlich weniger Punkte geholt, dennoch bin ich damit natürlich weit entfernt von den Besten, die bei diesem Spiel mitgemacht haben. Liege ich über dem Durchschnitt? Unterm Durchschnitt? Keine Ahnung! Ich muss in den nächsten Tagen mal ne Email schreiben an die Leute, von denen das Spiel stammt.
Jedenfalls möchte ich dieses Spiel hiermit empfehlen. Die Forschenden sammeln damit Daten, sie wollen herausfinden, wie wir zu unserem Einschätzungen kommen, welche Menschen leicht oder schwer zu lesen sind oder wie unsere eigene Persönlichkeit beeinflusst, was wir spontan in unsere Mitmenschen sehen (dies nennt man in der Fachsprache den „perceiver effect“, auch ein sehr interessantes Phänomen).
Kurz: Wer spielt, lernt ein bisschen was über seine Menschenkenntnis und tut auch noch was für die Wissenschaft. Ich hätte mir im einen oder anderen Fall noch mehr Feedback innerhalb des Spiels gewünscht. Im Moment habe ich nämlich kaum den Eindruck, von Runde zu Runde irgendwelche Fortschritte gemacht zu haben. Genau das würde den Spaß an der Sache bestimmt erhöhen. Natürlich nur, wenn so eine Lernkurve überhaupt möglich ist.
Also. Meldet Euch an. Und schreibt mir gerne, wie hoch Eure Trefferquote liegt und ob Eure Menschenkenntnis besser ist als meine. Würde mich freuen.
Das hier ist die Bühne des Hill Auditorium in Ann Arbor. Auf der Bühne stehen die Berliner Philharmoniker und lassen sich beklatschen. Sie haben gerade Mahlers 7. Sinfonie abgerissen. Ich hab die Combo vorher noch nie live gesehen und … naja … es ist schon seltsam, ausgerechnet für ihr Gastspiel in Michigan zum ersten Mal Tickets zu haben. Ich mochte schon vorher ein paar andere Sachen von Mahler, die Rückert-Lieder, das Adagietto aus der 5. Sinfonie. Die 7. kannte ich nicht, hab sie mir aber vor dem Konzert häufiger angehört, um mehr von der Musik zu kapieren. Das hat sehr geholfen; viele der Themen sind nach einiger Gewöhnung sogar ziemlich eingängig und Pop auf ne gewisse Art.
Ins Hill Auditorium passen angeblich 3500 Leute, der Laden war ausverkauft, vor der Abendkasse standen die Studierenden in langen Schlangen im Schnee, um auf kurzfristige Covid-Absagen zu hoffen. Wer geht zu den Berliner Philharmonikern? Nun. Zum einen Menschen, die irgendwann ab dem 3. Satz unwiederbringlich eingeschlafen sind. Wirklich. Es liegt an einem Mix aus mangelnder Vorbereitung und langen Arbeitswochen. Nur so ne Vermutung, ich weiß es nicht genau. Fest steht: Ich habe an diesem Abend viele Kombinationen aus geschlossenen Augen und halbgeöffneten Mündern gesehen. Ein Jammer.
Dann ein Wort zur Demografie: Vor mir leuchteten viele graue Häupter. Sie gehörten zu längst verrenteten Intellektuellen mit verfeinertem Musikgeschmack. Und dann: junge Menschen bis zum Abwinken. Kinder reicher Leute, nicht selten in Fernost aufgewachsen. Sie alle studieren hier an der Uni und haben eine rosige Zukunft vor sich. Darüber hab ich neulich mit einem berühmten Persönlichkeitspsychologen gesprochen. Seine Daten ergeben, dass die intelligenten und fleißigen Kids aus den wohlhabenden Familien ziemlich gute Chancen auf sehr gute Noten haben. Tja, wer hätte das gedacht? Genau diese Kinder sitzen an diesem Abend im Hill Auditorium und summen im Kopf heimlich die Linien der Oboen mit.
Als wir den Konzertsaal verlassen – die Philharmoniker haben astrein abgeliefert – hat Schneefall eingesetzt, der Wagen steht zehn Blocks entfernt und wir werden tüchtig eingeseift.
Tags zuvor noch lange gearbeitet. Am Abend gehen wir in einen Laden in Downtown namens „Live„. Dort spielt eine Band, die ich sehr mag. Sie nennen sich „Jive Colossus„, eine Art Santana-Band mit stilprägendem Bläsersatz. Man muss einfach tanzen dazu. Und genau das machen die Leute auch. Ich bin mit meinen 53 eindeutig in der jüngeren Hälfte des Publikums. Da tanzen Menschen, die sich allem Anschein nach schon so manches Gelenk haben ersetzen lassen. Sie tanzen in Paaren, sie tanzen allein, mancherorts wird geflirtet, als läge die Bachelorprüfung noch weit in der Zukunft. In der Ecke kippt einer der Pensionäre halb vom Sessel; er hatte zur Happy Hour schon manches Getränke und dann vermutlich zu starkes Gras geraucht.
Was noch? Ach so! Die Wahlen sind vorbei. Die Gouverneurin wurde wiedergewählt. Vor den Wahlen hat sie mir täglich Wahlkampfsachen zugemailt, keine Ahnung warum. Jetzt hat sich mich – wieder per Mail – daran erinnert, dass am Donnerstag Thanksgiving ist. Ich soll darüber abstimmen, welchen Truthahn sie begnadigen soll. „The winning name will be announced this Monday.“ Ich kann’s kaum erwarten.
Dieser Tage ist eine neue Ausgabe von „Geo Wissen“ erschienen. Es geht dabei um Drogen. Darin findet sich auch ein Interview (acht Seiten), das ich im vergangenen August mit Anita Hardon geführt habe. Anita ist Professorin im niederländischen Wageningen. Auf dem Foto oben sitzen wir in ihrem Garten, trinken Kaffee und reden über ihr Buch. Das Buch heißt „Chemical Youth„.
Anita und ich kennen uns schon länger. In den Monaten vor der Pandemie saß ich häufiger mit meinem Rechner in einem schmucken Büro auf einem Hügel über der Stanford University. Es war das Büro meiner Lebensgefährtin und mir ging’s dort so sensationell gut, dass ich jedesmal die Krise kriege, wenn ich daran zurückdenke. Damals war irgendwie mehr Zukunft in allem.
Jedenfalls arbeitete hinter einer dünnen Holzwand im Büro nebenan niemand anders als Anita höchstselbst. Sie verbrachte dort ihr Sabbatical (wie meine Lebensgefährtin) und schrieb dabei an „Chemical Youth“. In der Mittagspause saßen wir häufig beisammen und haben dabei auch über ihr Projekt gesprochen.
Anita ist Anthropologin. Sie tut so, als käme sie von einem anderen Planeten. Und dann schaut sie genau hin: Was machen die Leute da eigentlich? Und warum? In ihrem Projekt hat Anita untersucht, mithilfe welcher künstlicher Substanzen die jungen Menschen dieser Welt ihren Alltag geregelt kriegen. Sie und ihr Team haben deshalb viele, viele Interviews geführt auf mehreren Kontinenten. Anitas Technik fand ich dabei sehr einleuchtend und zugleich originell. Sie hat ihre „Chemical Youth“-Interviews nämlich stets mit derselben Frage angefangen: „Welche Chemikalien kommen im Alltag eigentlich auf und in deinen Körper, von den Haarspitzen bis zu deinen Zehen?“ Im zweiten Schritt hat sie dann gefragt: „Welche dieser Substanzen sind besonders wichtig für dich? Was tun diese Substanzen für dich? Was hast du davon?“ Sie redet also über Drogen, ohne dabei einen wertenden Ton anzuschlagen. Sie will einfach wissen, was abgeht. Clever!
Hier übrigens die sehr gelb-schwarze Aufmacherseite unseres Gesprächs:
Tja.
Damals in Stanford und auch jetzt in Michigan und überhaupt in meinem ganzen Leben hier drüben in den USA läuft die Sache folgendermaßen: Ich treffe überdurchschnittlich viele Uni-Menschen, die an irgendwas Spannendem forschen. Aus den allermeisten Gesprächen wird niemals eine Geschichte. Man wird davon zwar nicht dümmer, aber Geld verdient man damit halt auch keins.
Dass aus meiner Bekanntschaft mit Anita jetzt ne gedruckte Story geworden ist, verdanke ich einer Reihe von Zufällen; zum Beispiel jenem, dass irgendwann die Leute von Geo angerufen haben und dann ein Wort das andere gab.
Anita hat mich für unser Gespräch zu sich nach Hause eingeladen. Es war toll, ein bekanntes Gesicht aus besseren Zeiten wiederzusehen. Ich hab mich auch darüber gefreut, dass aus ihrem damals nur halb geordneten Projekt tatsächlich ein interessantes und facettenreiches Buch geworden ist, eine Geschichte, die man erzählen kann. Möge sie viele Leserinnen und Leser finden.
Ich hatte meinen Mietwagen rund zwei Kilometer weiter entfernt geparkt, denn ich war viel zu früh vor Ort und wollte die Gegend außerdem als Fußgänger sehen. Man kriegt dabei einfach ein besseres Gespür für alles. Sandige Böden haben die da, auf denen Spargel und Tabak wachsen, genau wie dort, wo ich aufgewachsen bin. Hat sich fast wie ein Heimspiel angefühlt.
Und was ich auch noch nicht wusste: So ein Wanderweg in den Niederlanden nennt sich „Wandelpad“. Muss man einfach mögen, oder?
Hab dieser Tage meine Gitarre umgestimmt: Alle Saiten einen halben Ton tiefer, nur die G-Saite nicht. Man hätte auch nur die G-Saite einen Halbton höher stimmen können, klar, aber dabei gehen wegen der hohen Spannung viele G-Saiten kaputt und das behagt mir nicht.
Jedenfalls ist so eine umgestimmte Gitarre immer eine interessante Intervention. Sie zwingt dazu, mit den Fingern ungewöhnliche Dinge zu tun. Die neuen Akkorde entstammen dann eher dem Zufall und der Intuition und weniger einer rationalen Harmonielehre, sie erwachen wie von selbst und so entsteht die Chance, einem bislang verborgenen Teil der eigenen Seele einen neuen Ausdruck zu geben. Ein neues Lied. Ich schreibe es und nehme es auf und höre es an. Beim ersten Mal denke ich: Aha, ein Song über eine Fahrt an die See. Beim zweiten Mal denke ich jedoch: Ein Song übers Sterben. Interessant.
Ansonsten versperrt die Bahn gerade überall die illegalen Fußwege über die Gleise nach Chicago. Mal sehen, ob sie damit Erfolg haben.
Musste dann beim Spaziergang mit dem Hund an eine Folge aus unserem Audible-Podcast „Sag mal, du als Psychologin“ denken. Mich erreichen dazu immer wieder Anfragen von Hörern und Hörerinnen. Und diesmal ging die Erinnerung um eine Anekdote, die ich in unserer Folge zum Thema „Lampenfieber“ geteilt habe.
Und zwar. Spiele ich ja seit Ewigkeiten Tischtennis im Verein und mache auch Ligaspiele mit und all sowas. An diesen Wettkämpfen hab ich über die Jahre aber immer mehr die Freude verloren. Denn ich wurde dabei immer extrem nervös und habe zunehmend schlechter gespielt.
Seit etwa einem Jahr hab ich dazu aber einen neuen Gedanken, der vieles für mich verändert hat. Er besagt: Ich allein kann diese Sportart nicht ausüben. Ich brauche wen, der mitspielt. Dieser Mensch auf der anderen Seite der Platte ist in diesem Moment mein bester Freund. Ich bin ihm dankbar dafür, dass er mit mir spielt. Wenn er einen guten Ball schlägt, dann freu ich mich darüber, als wär ich sein Trainer. Ich coache meine Gegner inzwischen, während ich mit ihnen spiele. Ich habe den Gedanken von Konkurrenz und Gegnerschaft verwandelt in einen Gedanken von Gemeinschaft. Das hat mir viel Freude am Sport zurückgegeben.
Es läuft wie mit der offen gestimmten Gitarre: Auf den ersten Blick schwäche ich mich selbst. Ich coache meinen Gegner. Ich stimme die Gitarre so, dass die mühsam erlernten Griffe keine schönen Akkorde mehr ergeben. Ich muss neue Griffe erlernen, damit es schön klingt. Aber es verändert das ganze System und bringt wie von selbst die Freude am Lernen und am Spielen zurück.
Aber es gibt auch Schatten. So bei einem Erlebnis hier in Michigan, wo dieser Tischtennistrick nicht gezogen hat. Ich habe gegen jemanden gespielt, der aus einem Kriegsgebiet kam. Das ist mir erst nach unserem Spiel aufgefallen. Schon beim Warmspielen habe ich gemerkt, wie alle Freude des Miteinanders, alle gute Energie den Raum verließ. Es hat keinen Spaß gemacht und war kein schönes Spiel. Später hab ich mit ihm geredet und ihm dabei in die Augen geblickt. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. In ihnen war kein Leben und keine menschliche Verbindung. Da war nichts. Es war sehr unheimlich. Ich habe nicht nachgefragt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Mann schlimme Dinge erlebt und vielleicht auch schlimme Dinge getan hat. Mein Instinkt hat mir geraten, mich besser von ihm fernzuhalten und ich bin diesem Rat gefolgt.
Als Student habe ich einmal politische Reden aus dem Deutschland der späten 1920er Jahre analysiert. Häufig bestand die Quelle aus den Mitschriften der heimlich anwesenden Polizei. Sehr oft stand am Ende der Vermerk, dass die Leute im Saal nach der Rede immer lauter diskutiert und sich danach ordentlich geprügelt haben. Es war eine gewalttätige Gesellschaft. Viel gewalttätiger als unsere Gesellschaft heute. Denn fast alle jungen Männer hatten hundertfach den Tod gesehen und selbst den Tod heraufbeschworen über andere. Sowas wird man nie mehr ganz los.
Und in der Ukraine läuft genau dafür gerade wieder ein sehr großes Trainingslager.
Bei meinen Psilocybin-Visionen von neulich habe ich auch den Krieg gesehen und eine sehr archaische Notwendigkeit für Mauern, Wälle und Waffen, um nicht gefressen zu werden. Ich würde gerne schreiben, dass es bestimmt einen Weg gibt, nie wieder kämpfen zu müssen und nie wieder Krieg zu haben. Aber in diesen Tagen glaube ich nicht mehr daran. Es ist alles so viel älter als wir selbst.
Liebe ist eine gute Antwort. Was für ein Satz. Man braucht so viel Glück, um ihn sagen und sehen und leben zu können.
Heute und morgen bin ich in Chicago, um für Psychologie Heute einen (zumindest in Fachkreisen) berühmten Forscher zu treffen. Der Fußweg zum Hotel führt mich vorbei am größten Klingelschild der Stadt (siehe oben). Bald kriegt der Mann seinen Twitter-Account zurück und dann geht der ganze Mist wieder von vorne los und man hat wieder keine Energie mehr, um sich um das zu kümmern, was wirklich gerade dran wäre. Ein Wahnsinn.
Immerhin: Ich bin mit dem Zug angereist. Man könnte ne Menge dazu erzählen. Die Sitze sind breiter und nicht unbequemer als im ICE und der Zug kam pünktlich an. Meine Freunde sagen: Das passiert selten. Aber so war es eben heute. Ich kann deshalb nicht meckern.
Der Bahnhof in Chicago wirkt, wenn man dort ankommt, als wäre man am Set eines dystopischen Science-Fiction-Films gelandet. Ganz düster. Ganz unfreundlich. Als wär man irgendwie auf der falschen Seite des Zuges ausgestiegen – der richtige Bahnsteig ist bestimmt auf der anderen Seite. Aber: Auf der anderen Seite ist auch kein richtiger Bahnsteig. Ganz bedrohlich wirkt das.
Dann frisst man sich Schicht für Schicht zu den immer prunkvoller werdenden Teilen der Anlage. Irgendwann hängen dann überall Schilder: Man kann am Bahnhof seine Wahlzettel abgeben. Kein Witz: Die Wahlurne ist definitiv leichter zu finden als der Ausgang. Im Fernsehen am Abend haben sie in den Werbepausen des Football-Games dann auch Wahlwerbung gezeigt. Furchteinflößende Athleten sagen: „Geh wählen!“ Wer würde da zu Hause bleiben? Ob’s am Ende hilft, muss man abwarten.
Ansonsten zum ersten Mal im Field Museum unten am See gewesen. Viele ausgestopfte Tier, eine Sonderausstellung über den Tod, die mir gefallen hat. Insgesamt aber zu teuer. Als ich das Gebäude verlasse, steht bereits der Mond überm Wasser. Hab dann festgestellt, dass die Sache in Wirklichkeit viel schöner aussieht als auf dem Foto. Also: ordentlich Filter draufgekloppt. In Amerika ist das an allen Orten erlaubt, von denen aus man ein Trump-Hotel sehen kann.
Dasselbe Spiel dann ein paar Meter weiter an der „Bean“. Irgendwie muss man das Ding knipsen, wenn man schon mal dort ist. Mehr Pop geht nicht. Trotzdem irgendwie cool.
Und dann nochmal mit mir. Wenn alle anderen Selfies machen, muss ich das schließlich auch. Der Mensch -> ein Herdentier.
Es ist auf ne Art ein erbärmlicher Kommentar, aber ich mag die Stadt. Ich finde die Hochhäuser schön. Ich reagiere emotional auf die Schluchten um den Fluss und die Ausflugsboote und alles. Es ist wie Hamburg, nur mit viel mehr Glas nach oben hin. Außerdem haben die invasiven Muscheln das Ökosystem so abgefuckt, dass der See jetzt glasklares Wasser hat und leuchtet wie die Karibik. Gruselig und schön zugleich.
Bei der Ausstellung über den Tod gab es ein Objekt, das mir sehr gefallen hat. Ich hab vor Jahren mal drüber geschrieben, aber zu viele Sätze gebraucht, um das auszudrücken, was die hier kinderleicht und super kompakt aufgemalt haben: Wenn jemand namens X stirbt, dann gehen die sozialen Netzwerke kaputt, in denen sich X bewegt hat. Menschen sehen und hören einander dann nicht mehr. Denn X feiert keinen Geburtstag mehr und bringt seine Leute nicht mehr zusammen. Aber! Dann können Trauerorte und Trauerrituale einspringen, den Verlust ersetzen und das kaputte Netzwerk heilen. Das ist Kultur. Wunderbar, oder?
Beim Abendbrot dann noch ein paar Studien meines morgigen Interviewpartners gelesen. Er forscht seit 20 Jahren – und das hatte ich bisher viel zu wenig beachtet – über Narzissmus. Und damit schließt sich der Kreis. Wenn man Narzissmus in der Psychologie messen will, dann holt man einen Fragebogen raus und legt den Probanden folgende Aussagen vor:
„Ich weiß, dass ich toll bin. Die Leute sagen mir das andauern.“ „Wenn ich der Bestimmer bin, wird die Welt ein besserer Ort.“ „Ich bin ein ganz besonderer Mensch.“ „Es fällt mir leicht, andere zu manipulieren.“ „Alle lieben meine Geschichten.“ „Ich bin ein geborener Anführer.“ „Ich werde Erfolg haben.“
Jetzt mal ehrlich: Wenn Ihr EINEN Menschen nennen müsstet, der bei all diesen Aussagen komplett zustimmt? An wen würdet Ihr da denken?
Ich kenne Eure Antwort nicht. Aber irgendwie fällt mir gerade wieder ein, dass ich vorhin am größten Klingelschild der Stadt vorbeigelaufen bin.
Diese Blätter hier gehören zu einem Tulpenbaum. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt, aber wir hatten Besuch von einer Frau, die sich damit auskennt. Seither sehe ich diese Blätter überall. Sie gefallen mir. Ich finde sie schön.
Generell unterhalte ich mich viel mit Menschen und bin in den meisten Dingen, die ich tue, eher schnell und hochdrehend. Seit meinem Pilztrip vom vergangenen Wochenende fühle ich häufiger das Bedürfnis, mich nicht zu unterhalten und langsam zu sein.
Gleichwohl am Lagerfeuer einen Mann getroffen. Plötzlich redet er auf mich ein und hört nicht mehr auf. Er ist Mitte 70 und man merkt, dass er selten wen hat, dem er was erzählen kann. Die Rente in den USA reicht vielen nicht, um davon zu leben. Er aber war seit je ein umtriebiger Kerl, also ist er nach Kiew gezogen, als er die 60 hinter sich hatte. Dort kostet alles nicht viel, sagt er. Man kann Dinge kaufen für kleines Geld und sie dann für mehr Geld an Leute in Amerika weiterverscherbeln. So wird ein Schuh aus allem und man lebt.
Die Stadt sei ganz toll, so erzählt er. Die Architektur, der Fluss, die Parks. Auch die Frauen. Jaja, auch das. Es hört niemals auf. Trotzdem. Die ganze Sache war eher eine Hassliebe. „Ich bin ohne Ende beklaut worden. Aus meinem Laden sind Sachen weggekommen. Bestimmt zwanzig Mal.“
Dann der Krieg. Ein paar Blocks weiter ging die erste Rakete runter. „Ich habe den Blitz gesehen und die Erschütterung unter meinen Füßen gespürt.“ Der Einschlag – er schaut nach am Folgetag – hat wohl ein ordentliches Loch geschlagen. „In den Nachrichten hieß es dann: ,Wir haben ein russisches Flugzeug über der Stadt abgeschossen, deshalb kam da was runter.‘ War aber alles gelogen. Wird eh viel gelogen dieser Tage. Wir erfahren kaum, was wirklich abgeht da drüben.“
Danach hat er zwei Koffer gepackt, ein paar Klamotten, die Zahnbürste, die wichtigsten Wertsachen. „Den Rest hab ich dort gelassen.“ Der Weg nach Hause hat mehrere Tage gedauert. Es war alles nicht lustig. Jetzt sitzt er irgendwo auf dem Land auf einem Bauernhof am Arsch der Heide. Ein kleiner Raum, in dem er schlafen kann. Ich vermute: Er hilft dafür ein bisschen mit bei der Ernte oder im Verkauf oderwasweißichwo.
Die Kinder reden nicht mehr mit ihm. „Die Mutter“, sagt er und seufzt und macht diese Quassel-Bewegung, bei der man mit dem Daumen von unten gegen die anderen Finger der flachen Hand schlägt. Düsteres Zeug danach über Wiedergeburt, Nostradamus, Hunger, Gewalt, die Unverbesserlichkeit der menschlichen Natur, über Nationalseelen, die über Generationen gereinigt werden müssen und so weiter.
Tags davor haben wir eine Nachbarstadt besucht und fanden uns plötzlich in einem Laden, der Tarotkarten feilbot, indianische Kräuter, keltische Symbole, ägyptische Symbole, Utensilien zur Ausübung des Hexenhandwerks und allerhand Tüddelkram. Fränkische Klangschalen der Firma Meinl. Eine Frau war bereit, einem für 25 Dollar nähere Informationen über die eigene Zukunft zukommen zu lassen. Ich hab im Geschäft mehrere Runden gedreht und mir alles angesehen. Kein Bedürfnis nach Gesprächen mit dem Fachpersonal – aber gucken wollte ich doch. An der Wand hingen ein paar Gemälde und ich dachte sofort: „Der Typ hat doch Pilze genommen!“ Dann die Biografie des Künstlers gelesen … und in der Tat. Kann natürlich sein, dass das läuft wie mit den Tulpenbäumen. Man ist so gut darin, die Dinge nicht zu sehen, auf die man sich nicht konzentriert. Und dann, wenn man einmal drauf achtet, sind die Dinge plötzlich überall und sie waren es seit je.
Was ich aber eigentlich sagen will: In Ann Arbor verwickelt man mich häufig in Debatten über Statistik, Theorien, aktuelle Studien und all so was. Das Kognitive regiert die Stadt. Die Welt scheint dann für kurze Momente beherrschbar und berechenbar. Junge Leute arbeiten mit Computermodellen, um das Verhalten bestimmter Proteine im menschlichen Körper vorherzusagen.
Aber schon ein paar Schritte nach Westen, Osten oder sonstwohin – und man landet in einer völlig anderen Welt, in der auf einmal auch ganz andere Dinge möglich sind und zum Alltag gehören. Und am Dienstag dürfen alle darüber abstimmen, wer in den nächsten Jahren zum Beispiel Gouverneurin wird.
Coco liegt im trockenen Herbstlaub und will, dass ich endlich den Ball werfe. Sie holt mich dann immer wieder zurück in die Welt der einfachen Dinge. Fast wie bei Heine:
Da bellt Hund schon früh am Morgen und hechelt fort die deutschen Sorgen.
So. Am Sonntag hab ich zum ersten Mal Magic Mushrooms genommen. Es war eine leichte Dosis für vorsichtige Anfänger. Ich war auch beim Setting eher besonnen und hatte überdies, um die Erfahrung zu dokumentieren, permanent ein Audio-Aufnahmegerät mitlaufen. Inzwischen habe ich meine freien Minuten dazu verwendet, die Aufnahme zu transkribieren, was mehrere Effekte hatte: Ich habe viele der inneren Bilder ziemlich lebendig wiedergesehen, auch einige der Emotionen in schwächerer Form aber ähnlicher Qualität wiedererlebt. Das war und ist toll, ich kann mir vorstellen, dass das für manche Menschen ein guter therapeutischer Ansatz wäre, der bei der Integration hilft.
Ich werde in den nächsten Tagen etwas dazu schreiben: Welche Erkenntnisse mir beim Abtippen gekommen sind, welche beim Erlebnis selbst, welche Bilder ich gesehen habe und so weiter.
Heute aber mal was vergleichsweise Leichtes, auch für mich selbst. Man will sich nicht permanent überfordern. Ich habe nämlich – Nicki hatte es mir bereits angekündigt – SEHR viel über die Musik geredet, welche mir die klassische Johns-Hopkins-Playlist auf die Ohren gegeben hat.
Um es vorweg zu sagen: Meine Ausdrucksweise war nicht immer fein. Aus Chronistenpflicht lasse ich das oft unverändert und bitte um Verzeihung. Ich befand mich innerlich sozusagen im Krieg, wo in Worten mehr erlaubt ist als zu anderen Zeiten.
Wenn Ihr auf Spotify geht, könnt Ihr auf der Playlist auf das jeweilige Stück klicken und es parallel zur Lektüre laufen lassen, um ein bisschen Kontext zu erschaffen. Ist auch tolle Musik dabei, wirklich.
Manchmal rede ich Englisch, weil Nicki mit mir gesprochen hat, um mich rauszuholen aus den Tiefen. Dann rede ich mit ihr statt vor mich hin.
Also, los geht’s, chronologisch und in Auszügen.
Edward Elgar – Enigma Variationen (1898) Die Geigen gehen auf Moll gerade, sehr schön, sehr getragen alles. Fühl mich ein bisschen zittrig. Oh ja, jetzt kommt Bewegung in die inneren Bilder. Nur Muster. Es ist eine weiße, zentrale Rauchwolke. Jetzt sterben.
Morten Lauridsen – O Magnum Mysterium (1994) Und das erste Chorstück, es zieht mir auch die Socken aus. Mir wird ein bisschen schlecht gerade. What the fuck! Die Akkorde sind ja der Hammer! Ich sehe eine Straße durch den Schnee in die Berge hinein. Da ist Wald! Jetzt ist es wie ein Wasserfall, der unter mir weggeht, es ist alles schwarz, alles monochrom und negativ. Huschhhhhhhh!
Henryk Górecki – 3. Sinfonie, I. Lento (1976) Die Streicher gehen so auch … Ranken … wie ineinander. Ist auch tolle Musik. Es ist ein zittriges Gefühl. Als würd‘ ich frieren Ja, ich bin kalt. Ich bin ganz kalt.
Johannes Brahms – Selig sind, die da Leid tragen (1865) Mag ich jetzt nicht so Ah. Brahms. Igitt!
Johannes Brahms – Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (1865) Ich sehe jetzt bedrohliche Dinge aufsteigen. (…) Es ist wie das Böse. (…) Es ist sooo riesengroß. Drachenhaft. Während die Männer und Frauen bei Brahms singen von Freude oder irgendwas. Das Dur ist gelogen. Es ist nur gespielt. Erbrechen. Ekel.
Johannes Brahms – Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth (1865) Alter, was ist das denn für düstere Musik schon wieder.
Johann Sebastian Bach – h-Moll-Messe, Kyrie (1733) Diese Holzblaströten!!! Wie viel Gewalt in ihnen drin ist. Dieser Zwang, dieser Zwang, diese Enge! So viel Gewalt. Die arme Oboe, Oboe ist Folter. Wer hat sich das ausgedacht?
Antonio Vivaldi – Gloria“ in D-Dur (1716) Schön! Das klingt wie Vivaldi. Trotzig! Es ist so trotzig. Man schreit es über die Burgmauern hinweg auf den Feind. Und man weiß, dass es nicht stimmt. Es ist so viel kontrafaktisches Singen und Musizieren. Es ist Kriegsmusik Vor der Schlacht. Um sich aufzupushen. (sic!) Wahnsinn. I hear the phoniness in major triads and how people felt something completely different when they wrote it.
Johann Sebastian Bach – Komm, süßer Tod (1736) Okay, jetzt kommt Hellgrün mit den Streichern, ohhhh süüüüüß, ohhhh, ne Flöte. Und ich höre, ich glaube, da ist ne Flöte drin und fuuuuck, die muss so kämpfen. Aber sie kriegt sie gerade noch so, oben im Rauch. Oach, toll! Hauchzart! Jaja. (…) Ich weiß gar nicht, was diese Blechdinger wollen alle! Alle Posaunen haben PTSD, wirklich. Für den Krieg gemacht und jetzt ist Frieden und was macht man mit denen? Und sie wissen nicht mehr, was sie sollen in der Welt. Und … es klingt immer scheiße. (…) Ooooochh ist das schön gerade. Oh Gott. Och, herrlich, ey, Wahnsinn. Die Sonne geht auf über den Bergen und ich werde gesegnet. Ich hab ne Fahne in der Hand. Aber ich kann nicht sehen, was drauf ist, und es weht ein starker Wind von vorne, es ist saukalt.
Wolfgang Amadeus Mozart – Laudate pueri Dominum (1780) Was machen die da? Diese Penner! Ich höre diese Musik und denke: Ihr habt’s nicht kapiert! Euch fehlt so viel! Ihr lasst die schönen Töne weg in der Mitte und dann kommt dieser Mist dabei raus. Ich sehe Verhaue aus Fichten und Dunkelheit. Man wappnet sich wieder. (…) Hahhh, ich spüre Tränen. Jaja, Drohen. Es ist auch Drohen dabei. Oh, ja, die Musik ist Erbe, es ist Erbe, es sind alte Geschichten, es sind alte, alte, alte Geschichten. Oh, Scheiße, war das schlimm. Es kommt alles wieder. Es ist alles da.
Henryk Górecki – 3. Sinfonie, II. Lento e Largo (1976) Jemand singt auf Ungarisch. Massiiiiiive Streicher. Fucking Shit. (Lautes ausatmen) Auch das, das Zusammenklingen. Es ist wie sich großmachen und ein großes Wesen erschaffen. Groß genug, groß genug, jaja. (…) (weint laut) Honey, I felt the quality of the too-earliness of dying. (weint laut) „Cry with me“, says the song. „Moan with me.“
Edward Elgar – Serenade in e-Moll, II. Larghetto (1892) It’s also ridiculous. Everything is ridiculous, too. It’s laughable, that’s it! (lacht laut) We should be scared every second. And we can also laugh at it. That’s the whole thing. It’s true at the same moment. Nothing is better. Honey, that’s the insight. There’s another side. Something beyond fear. Pretty amazing.
Gabriel Fauré – Requiem (1887) The music’s great! Now’s where the soul enters paradise.
Wolfgang Amadeus Mozart – Klarinettenkonzert in A-Dur, II. Adagio (1791) That’s music I like. Mozart. I feel ashamed. It’s so pop. Ha, es ist so seltsam. Ich bin in einer Heiterkeit. In einer Heiterkeit, die fast nicht zu schlagen ist. Wahnsinn! Eine … fast eine metallene Heiterkeit. (…) Ich sehe Pfauenfedern. (…) Jetzt, jetzt hab ich einen Moment, in dem ich sooo glücklich bin.
Arvo Pärt: Cantus in Memoriam Benjamin Britten (1977) Oh, jetzt, Kirchenglocken und ineinander sich verwebende … siehste, die Schweine haben tatsächlich Mandalas in die Geigen mit reingemischt. Ich erzähl mir gerade den Witz, dass man Kriegsgeigen hat. (lacht laut) Geigen sind sooo Musik des Friedens. Ey, Ich möchte ein Stadion haben, in dem völlige Stille herrscht. Und die Geigen spielen Musik in der 20. Minute, wie gespenstisch das wäre! In der 20. Minute. And it scares the SHIT out of everyone. Oder vorm Elfmeterschießen. Ich weiß nicht, was DAS für Musik ist aber … dünne Spinnweben, jeder Ton. Jetzt wachsen wieder Dornen aus den Blättern. Vielleicht Zähne. Krallen. Gefahr. Überall. Diese Musik sagt dir: Passt auf, Leute! Passt bloß auf, es ist überall! Fuck. Wer hat das bloß geschrieben? Aber das ist wirklich das Greifen von überall nach dir. (…) Und jetzt siehst du die ganzen Zähne. Es ist wieder ein Insekt. Riesengroß. Ohhh, die Obertöne der Glocke. Es ist schon der Hammer.
Ludwig van Beethoven – 5. Klavierkonzert, II. Adagio (1809) Wenn das nicht Wien ist, weiß ich auch nicht. Woah. Die Harmonien am Ende, tausend Mal gehört, aber es ist schon clever gemacht. Wände aus Klängen. Ich glaube, das ist jetzt wirklich ne Nummer zu dolle mit dem Klavier. Der Klavierspieler ist ja wie ein Zirkuspferd. Wie ein Dressurpferd, das JEDEN Finger einzeln präzise … Ne! Es tut mir leid. Pirouette. Neenenene. Buäh! Ich möchte nicht. Es ist sooo viel Zwang und Dressur in dieser Musik. Fucking Beethoven! Uähhhh! Es ist so Inhibition. Ich höre wieder, wie die Flöten KÄMPFEN müssen. Für die Flöten ist das Spiel mit den anderen zusammen eine Tortur. Ich höre, wie hart es ist, diesen Ton zu halten für die ganzen Holzbläser, die armen Holzbläser tun mir so leid. Es ist das Lächeln, das falsche Lächeln der Stewardess. Das gequälte, falsche Lächeln der Stewardess ist in der Flöte. Und der dressierte Dressurmeister am Klavier!
Charles Gounod – Cäcilienmesse, Sanctus (1855) Ohhh, jetzt kommt aber ein heftiger Chor. Es gibt mir eine Wärme und ein Gefühl von Stärke, es ist unglaublich. (…) Muss ich denn schon WIEDER in den Krieg? Kann ich nicht einfach schlafen? Ey, wenn DAS ne kleine Dosis, will ich nicht wissen, wie ne große aussieht. Mir reicht das vollkommen.
Russill Paul – Om Namah Shivaaya (2008) Und jetzt komm ich in eine Schwerelosigkeit hinein. Siehste. Ich habe losgelassen. Auf einmal spür ich eine Leichtigkeit, eine Schwerelosigkeit … als würde mein Körper schweben für einen Moment. (…) Ohhhhhh. Wie KRASS es sich anfühlt, den eigenen Kopf zu berühren. OHHHHH! Meine Arme werden riiiiesenlang dabei. Shiiiit. (…) Ich hab Hunger. (…) Ohhh, geile, geile Harmonien. Krasse Harmonien. (Fingerschnipsen, singt mit, reibt sich die Hände) Sind das abgefahrene Harmonien! Ich tanze, ich tanze in der Küche, ich stehe auf meinen Füße fest. Oh, jetzt wird’s schnell! (…) Ohhh, und noch schneller! Shuffle!!! Seid Ihr denn wahnsinnig? (singt Rhythmus mit) Krass.
Richard Wagner – Tristan und Isolde, Vorspiel (1865) This is beautiful music. Das ist auf jeden Fall coole Musik. (…) Ich hab gerade das Horn ne Oberstimme spielen hören, es ist unfassbar gut. (…) Okay, was ist das für ne Jahrmarktsmusik jetzt? Klingt ja wie’n Zirkuskarussell. (sic) (…) Das ist hier schon Kapitalismus. In der archaischen Musik spielen die Musikanten um ihr Leben. Die hier spielen für Geld.
Wolfgang Amadeus Mozart – Ave verum corpus (1791) Oh. DAS ist wunderbar. Versöhnlich, mütterlich, bergend. Tröstlich. Okay, aber kraaaaassse tiefe Streicher. Was ist das denn? Oh. Ave verum corpus Mozart, siehste. In den Armen der Mutter liegt er. Tot. Er haut uns das um die Ohren. Nicht subtil. Voll in die Fresse. Super! Fucking Mozart! He’s not very subtle, he’s in the face. I imagine folks like Mahler and all the other Vienna guys after Mozart … they listen to that stuff and think: „Son of a bitch! I could have done that!“ (…) ALTER! Der Akkord hat mich gerade so weggehauen!
Gustav Mahler – 5. Sinfonie, IV. Adagietto (1904) Haaaah! Nein! Sie spielen Mahler (singt mit) Ahhhh, herrlich … wunderbar! (singt) (atmet tief) Im Moment fühlt es sich an, als wäre ich in Kontrolle. Ohhhhh. (singt) Und es ist dann schon wieder der Schmelz. Peter Alexander … ist nur einen Schritt weiter in manchen Passagen. Wahnsinn! (…) Jetzt wird es schon schwächer. (die Wirkung der Substanz)
<Ende>
Interessant, oder? Es gab eindeutig Phasen der Überwältigung. Und am Ende wird daraus eher ein freieres Assoziieren und Klugscheißerei.
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